Sonntag, Juli 30, 2006

Metamorphosen und das Ende








So, bin wieder daheim. Und da die Überraschung auch schon vollbracht ist, kann ich jetzt auch der Vollständigkeit halber dokumentieren, welche Zustände meine Gesichtsbehaarung im laufe der letzten Woche durchlief:

Donnerstag, Juli 27, 2006

Abschied...

Diese Bilder kann ich nicht völlig erklären. Ob sie nun entstanden sind, weil ich den Eindruck hatte, dass alle Kreatur irgendwie nach Schutz und Geborgenheit schreit, oder weil ich einfach Umarmungsentzug habe, oder, weil halt zum Abschied Umarmungen dazugehören, wie der Stollenschuh zum Eislaufen. Wie dem auch sei, in jedem Fall müssen dann wohl nach meiner Rückkehr meine Liebsten fürs Drücken herhalten. AUCH DU DAVID! Ralf hat es auch überstanden, aber der ist ja schließlich auch aus Kruppstahl...


Nachtrag 22. Juli - San Diego und LA


San Diego war der südlichste Punkt unserer Reise. Direkt an der Grenze zu Mexico gelegen ist San Diego nach LA die wichtigste Stadt im Süden Kaliforniens. Ein total netter Manager aus den Sun Labs hat uns sein Haus zur Verfügung gestellt, da er zu der Zeit ohnehin im Urlaub weilte. Fand ich aussergewöhnlich nett.

Neben den bekannten Stränden ist vor allem der Balboa Park eines Besuches wert. Dort gibt es zig Museen, von denen wir nur für das Luft- und Raumfahrtmuseum Zeit fanden. Bemerkenswert fand ich, dass selbst Fliegergrößen aus NS Deutschland oder der Japanische General der den Angriff auf Pearl Harbor plante für ihre fliegerischen Leistungen gewürdigt wurden. So viel Objektivität hätte ich gar nicht erwartet.

Am Mission Beach haben wir dann auch noch etwas Geld in die Vergnügungsindustrie investiert und wurden von der altertümlichen Holzachterbahn mit einer anständigen Spassdividende belohnt:


Die zwei Nächte waren ein echter Segen: Eine Matratze unterm Hintern, eine Dusche nebenan, zwei nach Zärtlichkeit gierende Hauskatzen, die einen von Zeit zu Zeit ganz, ganz böse erschrecken - was will das geplagte Camperherz mehr?

Ausgeruht und frohgemut gings weiter nach LA. Mit dem Handy hab ich einfach mal Mazen Sadat angerufen. Der ist ein IT-Manager in der Firma für die Manuel arbeitet und total nett. Ich hab ihn zwar noch nie getroffen, aber er hat mir unbekannterweise einfach mal angeboten, mit mir was zu machen oder mir zu helfen, falls ich jemals in LA bin. So haben wir uns zum Mittagessen verabredet. Und das war so nett, dass wir erst 6 Stunden später wieder aufgebrochen sind. Das hat mich wirklich fasziniert. Innerhalb von nur zwei Tagen sind wir zwei mal in den Genuss bemerkenswerter Gastfreundschaft gekommen. Zuerst vertraut uns einfach jemand sein Haus an, dann verbringt ein wirklich weit gekommener Manager einen ganzen Nachmittag mit zwei tourenden Studis. Fett. Wenn wir nicht noch abens wieder auf die Heimreise gewollt hätten, dann hätte uns Mazen gar noch zu sich nach Hause eingeladen.



So sind wir dann aber auf den malerischen Highway Number 1 gefahren, um an der Küste entlang zurück in den Norden zu kommen. Nachdem es dunkel geworden ist, und wir mehrere Campingplätze vergeblich angefahren hatten, fanden wir schließlich ein Zimmer in einem kleinen Hotel in Los Alamos. Die Entscheidung, ob wir das Zimmer haben wollen oder nicht, wurde mir praktisch abgenommen, da sich nur 30 Sekunden nach meiner Anfrage jemand anders um das selbe Zimmer bemühte. So hab ichs halt gebucht, nur um nicht ganz ohne dazustehen.

Auf den ersten Blick sahs ganz erträglich aus. Sogar mit Küche. Auf den zweiten Blick bemerkten wir jedoch, dass der über dem Bett montierte Ventilator nicht so wirklich fest angeschraubt war und eher einem Damoklesschwert als einer Belüftungsmaschine entsprach. Alle technischen Geräte waren 50 Jahre oder älter. Bei einem Fernseher ist das nicht so schlimm, bei einem Gasherd kommt man da schon eher ins Grübeln. Dass die Kloschüssel nicht richtig fest war und man mehr oder weniger Balancepiseln betreiben musste (ja, wir sitzen zum Piseln!) wirkte schon beinahe unwichtig, wenn man die Geräuschkulisse erlebt hat, die der Wasserhahn erzeugte. Der Wasserhahn war lauter als Nachbars Pickup-Truck. Und das will was heißen. Die Krönung waren die Fenster, die nicht geschlossen werden konnten und uns eine Rund-um-die-Uhr-Beschallung durch die Klimaanlagenmaschine hinterm Haus ermöglichten. Zynischerweise war unser Zimmer glaub ich das einzige, das nicht an die Klimaanlage angeschlossen war. Aber ich will nicht klagen, das Dach war Wasserdicht, wir mussten nicht frieren und mit einem Schlummerbier hat auch das Einschlafen geklappt. Nur das Ausschlafen nicht. Nach gerademal 5 Stunden hat es uns wieder auf die Straße gezogen. Da war Autofahren erholsamer.



Zwar ist die Küstenstrasse bedeutend länger als die direkte Verbindung von LA nach SF, dafür wird man aber auch mit einer weitaus schöneren Fahrt belohnt, die uns schließlich ins Surfer Mekka Santa Cruz und dann noch kurz in den Castle Rock State Park.

Zurück in Santa Clara haben wir unseren etwa 3000 Meilen langen Road Trip dann noch mit den anderen Praktikanten in einem indischen Restaurant ausklingen lassen. Es war eine großartige Reise, auf der mir viele schöne Eindrücke vergönnt waren. Neben allem was ich gesehen habe, der schönen Gemeinschaft mit Ralf lässt mich vor allem die Bewahrung auf den Straßen dankbar sein. Erst recht, da ich mir nicht so ganz sicher bin, ob und wie ich in all dieser Zeit versichert war...

Nachtrag 19. Juli - Grand Canon



Während die Südkante des Grand Canon touristisch gut erschlossen ist und neben einem Shuttelbus auch zahlreiche Aussichtsplattformen und ein ganzes Dorf bietet, ist die Nordkante weit unberührter. Deshalb wollten wir da hin. Da aber zum einen der Campingplatz an der Nordkante schon voll war und wir zum anderen nicht zu großen Wanderungen aufgelegt waren, sind wir zur Südkante gefahren. Luftlinie sind das etwa 10 Meilen, auf der Straße sind es aber 215 Meilen. Also ein ganz schönes Stück.

An der normalerweise weitaus überlaufeneren Südkante fanden wir ohne Probleme einen Campingplatz und hatten einen schönen Abend. Leider war uns weder ein sichtbarer Sonnenauf- noch Sonnenuntergang vergönnt. Aber weil wir schon um halb fünf aufgestanden sind, konnten wir wenigstens früh nach San Diego starten.

Nachtrag 18. Juli - Bryce Canon



Bryce Canon ist eine Landschaft, die durch immense Erosion geschaffen wurde. Regen, geschmolzener Schnee und verwitterung zersetzen nach und nach das Gestein des Colorado Plateaus und schaffen eine unwirklich scheinende Umgebung voller Hoodoos. Hoodoos sind die Säulen, die entstehen, wenn nach und nach alles Gestein um eine Säule herum verschwindet während diese aufgrund härteren Gesteins stehen bleibt.

Wir haben die Gegend hauptsächlich mit dem Auto erkundet und an den Aussichtspunkten Bilder geschossen. Beim abendlichen Gewittersturm durften wir dann erfreut zur Kenntnis nehmen, dass das Zelt was zu taugen scheint.

Mittwoch, Juli 26, 2006

Nachtrag 17. Juli - Las Vegas und Zion

Nach zwei Nächten auf einem wirklich schönen Campingplatz in Sequoia, mit dem malerischen Namen "Sunset", stand unsere größte Eintagesfahrt überhaupt auf dem Programm. Wir hatten uns dazu entschieden, keine Nacht in Las Vegas zu verbringen, sondern nur kurz auf dem Weg dort anzuhalten.
Bei insgesamt mehr als 13 Stunden Fahrt durch vier Bundesstaaten der USA (Californien, Nevada, Arizona und Utah) war die kleine Unterbrechung auch wirklich nötig. In und um Las Vegas hatte es zu diesem Zeitpunkt Temperaturen um 118 Grad Fahrenheit, dass sind so etwa 47 Grad in anständigen Maßen. Heiße Sache also. In Las Vegas sind wir einmal über den Strip gefahren, haben in einem Hotel geparkt, die eingebaute Achterbahn genossen und sind dann triefend vor Schweiß zu unserem Auto und der inzwischen sehnlich vermissten Klimaanlage zurückgeflüchtet. Zu mehr war keine Zeit, aber die Schönheit der Nationalparks stand auf unserer Prioritätenliste einfach weiter oben, dass die Obskurität der Zockermetropole.

Abends kamen wir dann in Zion an. Und auch spät in der Nacht hatte es noch über 30 Grad. Glaubt mir, das war eine Nacht in der ich ganz ohne Angoraunterwäsche schlafen ging. Sooo heiß! Da wacht man dan morgens schon mit dem Gefühl auf, in den wenigen Stunden, in denen man geruht hat, schon wirklich was geschafft zu haben.

Zion, das von mormonischen Siedlern bewohnt und benannt wurde, gehörte für mich zu den Höhepunkten der Fahrt. Die ehrfurchtgebietenden Felsfomationen, die allesamt Namen mit religiösem Hintergrund haben und der Fluss, der durch das Tal fließt, einfach alles war sehr malerisch und beeindruckend.
Wir bestiegen den "Angel's Landing" Felsen, durchaus anstrengend, wenn einem die Sonne die Haare vom Kopf brennen will. Aber der Ausblick war es wert!



Am späten Nachmittag sind wir noch ein Stück in die Narrows (das heißt Engen) des Canons eingestiegen. Dabei liegt der Reiz vor allem darin, dass man im angenehm kalten Wasser des Flusses gehen muss. Wir gingen bis uns das Wasser an den Hals stand. Dann machten wir Davids Photo zuliebe kehrt.

Abends gabs dann noch eine wüste Sauerei auf dem Campingplatz: gegrillte Rips mit literweiße Sauce verwandelten meinen gesamten Oberkörper in eine sicherlich schmackhafte wenngleich auch etwas klebrige Haar-Saucen-Landschaft. Da hat es sich dann gelohnt einen Campingplatz mit Duschen auszuwählen...

Nachtrag 15. Juli - Yosemite und Sequoia

Unsere Tour durch die Nationalparks im Südwesten haben wir mit zwei echten Schwergewichten begonnen. In Yosemite haben wir nochmals den HalfDome bestiegen. Der heißt HalfDome, weil er eben ein halber Dom ist. Und er sieht frappierend den bärensicheren Mülleimern ähnlich. Kann das Zufall sein, oder ist das ein geschickt eingefädelter Werbefeldzug der Mülltonnenindustrie?








Die Wanderung stand diesesmal unter geringfügig veränderten Vorzeichen. Mit mehr Schlaf, mehr Wasser, mehr Zeit und mehr deutschen Gesprächen arbeiteten wir uns in sechs Stunden auf den Gipfel. Für Ralf war das wohl auch der Gipfel des Leidens. Zwei Blasen, die nicht größer hätten sein können, versuchten seine Füße zu verschlingen. Aber was können Blasen einem Mann, der den Red-Robin Burger MIT Fritten weggehauen hat - genau: gar nix! Er ist halt ein Held. Ich würde ja durchaus zugeben, dass er aus härterem Holz geschnitzt ist als ich. Aber um ehrlich zu sein, muss ich sagen, dass er gar nicht aus Holz geschnitzt ist. Ralf ist aus Kruppstahl!

Die restlichen Bilder könnt ihr über die Links rechts anschauen, aber eines will ich schon noch hier reinpacken. Ich hoffe nämlich auf den ein oder anderen Laut des Entsetzens (von Müttern und verantwortungsbewussten Menschen) bzw. der Bewunderung (von jungen Mädchen mit einem Faible für heldenmutige Rockertypen (ja genau, damit mein ich zum Beispiel die Susi) oder leichtsinnigen Knallköpfen).



Die zwei Hanswürste mit tausend Meter Nix im Untergrund sind nämlich wir. Nur gut, dass es zu warm für Glatteis war.

Oben auf dem Gipfel war übrigens auch eine Pfadfindergruppe. Von denen ein junger Mann ein rumrennendes Vieh (weiß nicht genau, was es war, aber es war KEIN Biber) souverän als Biber bezeichnet hat. Als ihm sein Gruppenleiter eröffnete, dass Biber ganz gern an Flüssen Dämme bauen anstatt auf Berggipfeln Touristen zu erheitern, war der Bub beleidigt. Hat mich ein wenig an die Lila Kuh erinnert, die deutsche Kinder gerne malen. Für manche Kinder ist halt alles, was ein Fell hat und nicht lila ist ein Biber. Könnte mir nicht passieren. Denn ich weiß ja zum Glück, dass man einen Biber an der Tube Dentagard Zahnpasta erkennt, die er immer in der Hand hat :)

Nach einer Nacht in der Wildnis steuerten wir noch ein paar Aussichtspunkte an, bevor es los nach Fresno ging. Dort trafen wir Clay, der vor ungefähr 10 Jahren mal der Austauschpartner meines Schulfreundes war. Mit dem trafen wir uns zu einem (na, wer errät es?) Burger bei Red Robin. Und zu wirklich netten 3 Stunden schwätzen.



Clay arbeitet jetzt für die Pfadfinder und studiert nebenher so interessantes Zeug wie Menschenführung und Mentoring. Das war alles sehr interessant.

Am Abend waren wir dann bereits in Sequoia. Dort gibt es die (vom Volumen her) größten lebenden Geschöpfe der Erde, die Sequoia-Bäume. Da wirken sogar Blauwale armseelig, von 1,70 Meter großen Deutschen ganz zu schweigen. Ich habe es sehr genossen, all diese majestätischen Bäume zu sehen und zu fühlen, dass Gottes Schöpfung bei weiterm mehr und größer ist, als das, was ich jemals kennen oder erfahren werde. Und natürlich habe ich schonmal Pläne und Träume geschmiedet für die Zeit, wenn mein Mammutbaum daheim die 70 Meter Marke knackt. Das war wie Glückshormon-Doping für den Freund des gepflegten Baumhauses.

Nachtrag 13. Juli - RoadTrip Tag 2

Nachdem ich die letzten Dinge erledigt habe, die noch zwischen mir und unserer großen Fahrt standen, (glaubt mir, es ist nicht so einfach, einen Strafzettel in den USA zu bezahlen, da braucht man neben Geduld und Geduld vor allem eins: unheimlich viel GEDULD), sind wir losgezogen. Nach einem Zwischenstop in Menlo Park, bei dem ich Ralf ein wenig die Sun Labs gezeigt habe, habe ich wieder einmal einen Scheck an das Gericht in Ukiah geschickt (mit einer Menge Gedult, Einfühlungsvermögen und sonnigen Gedanken im Herzen versteht sich) haben wir ab der Mittagszeit San Francisco durchstreift. Und Ralf hatte wirklich großes Glück. Wir erlebten authentisches San Francisco Wetter. Das soll heißen: alles ganz schön, aber sobald man zur Golden Gate Bridge fährt um Bilder zu machen, fühlt man sich wie in Muddis Dampkochtopf. Nur kälter. So haben wir halt Nebelbilder gemacht. Echte Männer brauchen keine Stadtsilhouette!



Übrigens, zum Thema Bilder: Ich habe hier eine gebrauchte Canon 20D gekauft, eine digitale Spiegelreflexkamera, die vom vorigen Inhaber in neuwertigem Zustand sehr günstig abgegeben wurde. Damit wird jetzt ein bisschen rumgespielt. Ich hoffe, dass neben allen Spielbildern auch das ein oder andere schöne Foto dabei rauskommt.

Gegen abend sind wir dann noch weiter in Richtung Yosemite gefahren. Ungefähr 40 Meilen vor dem Nationalpark haben wir auf einem kleinen Campingplatz im Stanislaus National Forrest genächtigt und mein Zelt eingeweiht. Scheint ganz brauchbar zu sein...

Nachtrag 12. Juli - Ralf ist da!

Heut hab ich den Ralf vom Flughafen abgeholt. Hier geht es gerade Schlag auf Schlag. Die Zeit scheint nur so dahinzufliegen. Kaum waren wir von unserer Reise in den Norden wieder da, da ist auch schon Michals Abschied da, und Ralf kommt mich für zwei Wochen besuchen. Da freu ich mich sehr drauf.



Ohne Zweifel wissen viele von Euch, dass es in Männerfreundschaften oftmals bedeutende Initiationsriten gab, mit denen die Freundschaft sozusagen besiegelt wurde. Old Shatterhand und Winnetou haben eine Blutsbrüderschaft begründet, in Rocker Clubs muss man eine Bank überfallen, und der Ralf und ich haben das ganze eben mit einem Burger gemacht. Und ganz ehrlich: gibt es ein beruhigenderes Gefühl, als mit einem Mann auf Reisen zu gehen, der ohne mit der Wimper zu zucken einen kompletten Red-Robin-Burger einschließlich aller Fritten verdrückt? Ich denke nein. Das zeugt von enormem Kampfgeist, wilder Enschlossenheit, einer gewissen Schmerzunempfindlichkeit und zieht eben die feine aber unübersehbare Linie zwischen einem Bub und einem Mann. Und so können wir ganz gelassen auf unsere große Fahrt gehen. In dem Wissen, dass da jemand neben uns sitzt, der uns auch in den dunkelsten Stunden gegen die übermächtigsten Burger beistehen wird. Männerfreundschaft halt.

Montag, Juli 10, 2006

Roadtrip in den Norden

Am Sonntag, 2. Juli sind wir dann schließlich aufgebrochen. Uns stand eine lange Autofahrt durch die beiden Bundesstaaten nördlich von Californien vor: zuerst durch Oregon, dann durch Washington. Beide Staaten unterscheiden sich landschaftlich von Californien vor allem durch die etwas kühleren Temperaturen sowie den reichlicheren Niederschlag. Wenn man Californien als den "golden State" bezeichnet, dann sollten die beiden anderen "green states" genannt werden. Auch das Profil bietet etwas Abwechslung von den zumeist sanften Hügeln, die mich hier umgeben. Das wirkt eher wie das kantige Profil eines muskulösen Männeroberkörpers (wie meiner zum Beispiel) ganz im Gegensatz zu eher weich gezeichneten, gepolsterten weiblich erscheinenden Oberschenkeln (wie meine zum Beispiel). Ich bin mir fast sicher, dass ihr jetzt einen realistischen Eindruck habt.

Wir verbrachten die Nacht in einem Motel, um am nächsten Morgen die Fahrt zum Mount St. Helens fortzusetzen. Für einen Europäer höchst ungewöhnlich sind hier die scheinbar endlosen Strecken auf nicht enden wollenden Highways. Wir sind ungefähr 1000 Kilometer auf einer Straße gefahren, ohne einmal die Autobahn wechseln zu müssen. Da sind Spurwechsel und Kurven schon echt nennenswerte Erlebnisse. Aber mit meinem polnischen Kollegen hatte ich reichlich tiefgehende Gespräche. Es gab fast nix, wo wir nicht drüber geredet hätten. Glaube, Politik, Beziehungen, Sex (ohooo!), Wirtschaft, Karriere, Filme (hier hör ich jetzt auf. Denn wenns fast nix gibt, wo wir nicht drüber geredet hätten, müsste diese Liste folgerichtig fast alles beinhalten - das wollen wir doch mal Euch und mir ersparen, nisch wohr?). Das war eine feine und interessante Sache.



Unser Ziel, den Vulkan, der bis heute sehr aktiv ist, und in den 80ern in einer riesigen Explosion seine Wucht demonstriert hat und ungefähr 50 Menschen das Leben gekostet hat, besichtigten wir dann am 4. Juli, dem Amerikanischen Nationalfeiertag. War beeindruckend und interessant. Bilder davon, wie auch von den restlichen Tagen findet ihr wie stets über den Link auf der rechten Seite.

Die Nächte verbrachten wir in Camping Plätzen, die hier entweder zu National- oder Stateparks gehören. Das ist eine tolle Sache. Sehr unbürokratisch, billig, praktisch und romantisch. Einzig die Tatsache, dass wir jeden Tag zu zweit ein 7-Mann-Zelt auf- und abbauten wäre verbesserungswürdig gewesen. Aber wir hatten viel Spass.

Im weiteren Verlauf der Woche waren wir dann im Olympic National Park, Seattle und Mount Rainier National Park. Wandertechnisch war der Mount Rainier der Höhepunkt, aber jedes Detail für sich machte die Reise einfach eine runde Sache. Es gab leider nur in einem eine Dusche, aber wenn man sich für die positiven Seiten einer 5 tägigen Wasserabstinenz begeistern kann, ist auch das nicht wirklich schlimm. Ich hab es halt einfach genossen, dank meiner in der Zwischenzeit reichlich langen Barthaare konnte ich die ganze Woche über ein best-off der letzten 10 Mahlzeiten lutschen. Hat was - wenn man nicht zu intensiv drüber nachdenkt...

Unglücklicherweise konnte ich das Halbfinale unserer Helden nicht mitverfolgen, aber seid Euch gewiss, dass ich sehr solidarisch war! Wir haben eben ein Hoffnungsbier getrunken und eine Trostwurst gegrillt. Wobei auch das nicht ganz so geklappt hat, wie ich mir das vorgestellt habe:

Bier sollte eigentlich schon schaumen,
aber doch nicht über meinen Daumen!
Das ist nicht ganz Zweckgemäß
wenn das braune Biergefäß
schon vor dem ersten Mundkontakt
über innre Leere klagt.



Samstag nacht kamen wir dann nach einer 14-stündigen Gewaltsfahrt mit mehr als 3000 Kilometern auf unserem Streckenzähler wieder in Santa Clara an. Und sind seitdem am Erinnerungen aufteilen. Michal fliegt übermorgen heim nach Polen, und so verbringe ich Stunden neben Bloggen und Emailen damit Gigabyteweise Bilder und Musik für ihn zu brennen.

So jetzt noch ein paar Sätze auf englisch, damit auch Martin, der Mitlerweile wieder in Quebec weilt, mitlesen kann.

During our stay in the northern states, we daily remembered the brave Quebecien who taught us to appreciate his beer and music. So we listened to some of his emo-songs and drunk some of is imported beers. And we hold the memory of happy days with him in high regards! Michal wants me to say hello to you, Martin. We hope you are fine!

Sonntag, Juli 02, 2006

Fortsetzung

So, da bin ich wieder. 19 Stunden später, etwas ausgeschlafener und in einem ausgeräumten Appartment. Schon ein wenig traurig. Aber das was mir in den nächsten Wochen bevorsteht, ist auch nicht schlecht. Ich mach erst einen Roadtrip mit Michal in den Norden. Da brechen wir in den nächsten Stunden auf. Dann geh ich nochmal einen Tag in die Labs, um mit meinem Manager die Übergabe zu machen.

Am 11. Juli kommt mich dann der Ralf besuchen. Zusammen wollen wir nochmal 14 Tage lang rumreisen, wandern, Sehenswürdigkeiten abklappern und halt eine gute Zeit haben. Und das best kommt am 29. Juli. Da bin ich wieder daheim. Und ob ihrs glaubt oder nicht, da freu ich mich sehr, sehr drauf. Hier war alles großartig. Und ich hab eine tiefe Dankbarkeit in mir, dass ich das habe erleben dürfen. Aber heimkommen ist halt auch was vom Feinsten.

Weil ich viel unterwegs bin, keinen Laptop mitschleppe und nicht allzu oft Internetzugang haben werde, kann es durchaus sein, dass ihr hier etwas weniger zu lesen bekommt. Dafür dann wieder etwas mehr, wenn ich für einen kurzen Zwischenstop hier in Santa Clara verweile.

Bleibt Frisch und genießt noch ein paar Bilder.



Geburtstag, Abschied, Resume

Oje, wo fang ich an? Ich war in den letzten Tagen etwas schreibfaul. Schlicht und ergreifend, weil ich einfach zu viel um die Ohren hatte. Ich hatte meine Abschlusspräsentation in den Labs, bereitete meine Abreise vor und hatte einfach viel zu wenig Schlaf. Aber jetzt will ich nochmal ein klein wenig den Blog füllen, bevor es dann vollends vorbei ist.

Geburtstag: ich bin jetzt 25. Und so ein kleines Bisschen schockiert. Statistisch ist schon ein drittel meines Lebens rum. Aber man soll ja bekanntlich nur den Statistiken glauben, die man selbst gefälscht hat! Ich hab heut mittag selbst Spätzle geschabt, um meinen morgen Abreisenden Mitbewohner Martin, meinem Mitpraktikanten Michal und mir mein Geburtstagsessen zuzubereiten: Kässpätzle. Die ersten meiner selbstgeschabten waren allerdings so deformiert (wenn man es mit dem Normspätzle der schwäbischen Hausfrau vergleicht) dass ich eigentlich "Gschbäxtle" schreiben müsste, um Euch einen schriftlichen Eindruck der Unförmigkeit zu vermitteln. Aber es wurde immer besser.

Die Rückmeldungen auf meine Barttracht werden übrigens immer vielfältiger. Neben "sieht gut aus" (mein Mitbewohner), "scheusslich" (hauptsächlich Damen aus dem süddeutschen Raum), "geil" (mit einem unüberhörbaren Unterton der Schadenfreude von meinem kleine Bruder) gibt es jetzt auch eine nicht zu unterschätzende Gruppe, die mich auf dem Foto gar nicht mehr erkennt. Wie lustig. Hoffentlich gehts den Pfeiffen bei der Ausreise-Kontrolle nicht genauso.

Jetzt aber mal wieder ein wenig Ernsthaftigkeit: nach einem halben Jahr ist es an der Zeit ein wenig zusammenzufassen. Was hat mich verändert, was habe ich gelernt, was war wichtig?

1. Das mit der Susi und mir passt. Ich glaube, wenn man so eine halbjährige Trennung übersteht, dann ist das ein ganz gutes Zeichen. Das war zwar nicht wirklich schmerzfrei und selten elegant, aber im großen und ganzen souverän. So wie die Deutschen 96 Europameister geworden sind. Was will man mehr? Und wenn ich dann wieder daheim bin, wird unsere Beziehung so, wie die Deutschen hoffentlich dieses Jahr Weltmeister werden: Elegant, leidenschafltich, mitreissend, enthusiastisch, inspirierend (hoffentlich nicht ganz so transpirierend wie die Spieler) und tonnenweise Spass. Das ist der Plan fürs erste. Meiner zumindest.

2. Es gibt hier wirklich bemerkenswert helle Birnen. Von denen man viel lernen kann, wenn man sich traut zu fragen.

3. Manche meiner "Programmierkomplexe" waren unnötig. Zwar bin ich nicht gerade der Inbegriff des Hackers, aber wenn ich mich auf den Hosenboden setze, dann kann ich auch nützliches Zeug coden.

4. Wir Europäer sollten uns an vielem, was die Amerikaner gut und richtig machen eine Scheibe abschneiden. Gleichzeitig sollten wir auf dem, was wir für gut und richtig halten, beharren und einen Gegenpol, eine Alternative bieten. Das wäre wohl insgesamt hilfreicher, als bequemer Antiamerikanismus, wie er einem heutzutage durchaus öfters über den Weg läuft.

Ich mach einfach mal später weiter. Muss jetzt Geburtstag feiern.

Samstag, Juni 24, 2006

Waldschrat


Da simmer wieder. Hat diesmal ein bisschen länger gedauert. Ich gebs ja zu. Aber dafür gibts heut ein paar Bilder. Letztes Wochenende gings wie schon gesagt nochmal in den Yosemite Park. Weil der total überlaufen ist, haben wir nach vierstündiger Fahrt die Nacht einfach im Stanislaus Statepark auf einem Waldcampingplatz verbracht. Unglücklicherweise haben wir die Fahrt erst um 8 abends angefangen. Wer rechnen kann, weiß, dass wir dann erst um 12 dort angekommen sind. Und dann um halb zwei ins Bett. Dafür sind wir aber wieder um 6 aufgestanden, um vollends ins Tal zu fahren. So waren wir also schon vollkommen geeimert als wir unsere Wanderung gegen 10 angetreten haben.

Die Wanderung hatte es in sich: Der Aufstieg ist ungefähr 13 Kilometer lang und zwischen der Talsohle und dem Gipfel des Halfdomes liegen 1300 Höhenmeter. Und danach ging es ja das ganze wieder zurück. An diesem Tag bin ich an meine Grenzen gekommen. Ich war so müde, als ich oben angekommen bin, dass nur noch eine Kleinigkeit zu einem hundertjährigen Schlaf gefehlt hat. Aber es hat sich gelohnt. Ich hoffe, demnächst Bilder hochstellen zu können. Insgesamt waren wir 11 Stunden am kraxeln. Entlang an tollem Bergpanorama, atemberaubenden Wasserfällen und steilen Felswänden.

Nach einem Imbiss am Abend waren wir eigentlich alle reif für die Kiste. Aber wir mussten ja noch die obligatorische "Wir-fahren-ohne-Karte-und-Ahnung-durch-die-Nacht-und-suchen-einen-Platz-von-dem-wir-uns
leider-den-falschen-Namen-gemerkt-haben"-Fahrt unternehmen. Diesmal geplant und durchgeführt von unserem tschechisch polnischen Reiseleiter Duo Michal und Philip. Aber wir sind ja jung und haben Zeit...

Nach einer romantischen Zeltnacht in der Wildniss haben wir dann am nächsten Tag noch den Glacier Point besucht und sind dann spät abends wieder daheim angkommen.

Dieses Wochenende hat mir übrigens gezeigt, dass ich hier relativ beliebt bin: Die Mosquito-Vereinigung-Yosemite hat mich zum Opfer des Monats gewählt und mir jede Menge Aufmerksamkeit zu kommen lassen. Bin immer noch am Kratzen. Obwohl ich mich diesen Monat schon zweimal geduscht habe :)

Freitag, Juni 16, 2006

Erschütternd


Zwar ist dieses Bild hier schon ein paar Tage alt, aber es dürfte so ziemlich genau dem Gesichtsausdruck entsprechen, den ich heute morgen um halb sechs hatte. Ich bin aus dem Schlaf geschreckt und irgendwie war alles komisch. Mein erster Gedanke war, dass es mein Mitbewohner sein könnte, der an meiner Tür rüttelt. Mein zweiter Gedanke war (man möge mir verzeihen) das mein Untermieter vielleicht ein besonders stürmischer Liebhaber sein könnte. Mein dritter Gedanke, bei dem ich dem Wachzustand und damit dem Vollbesitz meiner geistigen Kräfte am nächsten war, war, dass hier in Kalifornien im Mietpreis ja praktisch die Erdbeben inbegriffen sind. Anstatt, wie sich das für einen halbneurotischen Angsthasen gehört, rumzupaniken und nackt aus dem Haus zu rennen, hab ich die Sache wie ein Rocker durchgestanden. Lag jetzt weniger daran, dass ich in der Zwischenzeit wahnsinnig mutig geworden wäre, sondern viel mehr daran, dass ich mich zum panisch und nackt aus dem Haus rennen erst mal ausziehen hätte müssen. Und bevor ich einen wirklich durchdachten Entschluss fassen konnte, was denn eine angemessene Reaktion auf diese Situation sein könnte, wars auch schon rum. Da war nicht viel Zeit, zum Held sein. Vielleicht beim nächsten mal...
Von meinem Mitpraktikanten hats keiner mitgekriegt, aber im Geschäft haben mir ein paar Kollegen bestätigt, dass es tatsächlich ein Erdbeben war. Und ich habs durchgestanden. Ganz allein.

Am letzten Wochenende waren wir übrigens wieder auf einem Musikfestival. War nett, aber nicht so aussergewöhnlich, dass ich da übermäßig viel drüber schreiben könnte. Die Arbeitswoche war gekennzeichnet von Meetings. Wenn wir grade mal kein Meeting hatten, dann stand eine Sitzung oder ein Treffen auf dem Programm. Oder auch gern mal zwei. Was mich besonders erfreut hat, ist dass Arshan im "Big Room" die WM Spiele mit einem Beamer projiziert. So kann ich live mit Euch mitfiebern und -feiern. Wenn ich nicht grad in einem Meeting bin, oder aus Solidarität mit meinem polnischen Mitpraktikant eher eine gedeckte Stimmung zu Tage lege... höhö...

Heute war ein feiner Tag. Zwar hab ich nicht allzuviel neues auf die Reihe gekriegt, dafür aber geerntet, was ich in den Wochen zuvor gesät habe: Ich habe den Roboterarm in meinem Büro aufgebaut, den Sensorhandschuh im Softwarelab gelassen und zwischendrin Sun SPOTs an die Wand geschraubt, auf denen die Mesh Software läuft, an der ich mitgearbeitet habe. Dann hat mir Martin geholfen mit einer Webcam eine Videoverbindung vom einen Raum in den anderen aufzubauen. Und dann konnte man im einen Raum mit der Hand den Roboter fernsteuern, der in einem Raum in einer anderen Ecke des Gebäudes steht. Die Signale wurden dabei von den SPOTs, die zwischendrin an der Wand hängen, weitergeleitet. MeshNetwork halt. Die anderen fandes es sehr cool und mir hat es total Spass gemacht.

Ansonsten verbrachte ich viel Zeit mit vergeblichen Anrufversuchen beim Gericht in Ukiah. Dort muss ich mich erkundigen, wieviel mein Strafzettel kostet und wie ich ihn bezahlen kann. Da find ich unser System in Deutschland deutlich toller, wo man die Ärgerzettel direkt heimgeschickt bekommt. Vor allem wenn man bedenkt, dass ich mehr als 30 mal angerufen habe, ohne ein einziges Mal durchzukommen. Wie stellen die sich das vor? Von wegen Serviceparadies USA. Schließlich habe ich einen Brief geschrieben, in dem ich darum bitte, meine Strafe bezahlen zu dürfen. Mein polnischer Mitpraktikant, der ihn freundlicherweise Korrektur gelesen hat, fand das ganze bizarr bis lächerlich. Aber er war wie ich der Meinung, dass man da besser nichts anbrennen lässt. Schließlich will ich meine letzten drei Wochen nicht in Guantanamo verbringen.

Morgen machen wir uns direkt nach der Arbeit auf zu einem unserer letzten gemeinsamen Nationalpark-Ausflüge (wir besteigen Halfdome in Yosemite). Ja, die Zeichen stehen langsam auf Abschied. Und so sehr ich mich auch auf zu Hause und Euch alle freue, es kommt auch Wehmut auf. Vor allem in den letzten Wochen hatte ich eine tolle Zeit mit Martin, Christian, Michal, Michael, Arshan, Pete und wie sie alle heißen.

Von unserem Wochenende und allem anderen mehr in der nächsten Woche. Seid Gott befohlen!

Donnerstag, Juni 08, 2006

Dunkle Tage...

gibts bekanntlich auch. Die Zeit ist gerade nicht einfach, da Sun letzte Woche angekündigt hat, 5000 Stellen abzubauen. Das schlägt irgendwie aufs Gemüt. Ich bin in der Hinsicht ja ohnehin schon ein gebranntes Kind, seit meine Managerin, mit der ich sehr gerne zusammengearbeit habe im März entlassen wurde. Und es gibt auch noch andere Sachen, die mich nicht gerade euphorisch stimmen, auf die hier einzugehen aber nicht der richtige Ort wäre. Ohne übertrieben melancholisch wirken zu wollen, kommt mir im Augenblick sarkastischer Galgenhumor als die einzige angemessene Form des Amusements vor.

Aber es gibt auch wie immer Nettes und Neues zu berichten. Auch wenn das angesichts der Dinge mit denen sich in diesen Tagen viele der Menschen um mich herum und vielleicht auch einige der Leser hier herumschlagen, reichlich belanglos wirken dürfte:

Eisessen mit Johnathan Schwartz:

Da könnte man sich schon geschmeichelt fühlen, wenn man als Praktikant vom CEO einer 37000 Mitarbeiter Firma zum Eisessen eingeladen wird. Für alle die ihn nicht kennen, Johnathan Schwartz ist der Mann ganz links mit den langen Haaren (Pferdeschwanz). Für alle, die den Mann mit den langen Haaren IM Gesicht nicht kennen: das bin ich. Seine Ansprache hat auf mich sympathisch und verständlich gewirkt. Trotzdem habe ich mich gefragt, ob wir nicht einen nicht ganz unerheblichen Fehler im System haben, wenn große Entlassungswellen ökonomisch richtig wirken. Sind wir noch ganz dicht?

Donnerstag und Freitag war Open House. Sozusagen Tag der offenen Tür in den Sun Labs. Ich durfte den Roboterarm vorführen. Hat Spass gemacht. Aber nachdem wir im etwas mehr als einem Monat auf der Maker Messe, JavaOne und jetzt bei Open House waren, hab ich fürs erste genug vorgeführt. Witzig ist, dass Bilder von mir jetzt auf Nachrichtenseiten und bei Yahoo zu finden sind. Eines ist auf der rechten Seite verlinkt. Verlinkt ist eine gutes Stichwort. Ich hab auch Martin's Blog verlinkt. Das ist mein kanadischer Mitbewohner. Ich bin dieser Tage besonders froh, dass es mich mit jemandem zusammengewürfelt hat, mit dem ich mich so gut verstehen. Auf seinem Blog könnt ihr auch Bilder von unserem Grillen in der Half Moon Bay finden. Ausserdem noch ein Bild von Michael. Das ist ein Kanadier Italienischer Herkunft. Der manchmal mitten am Tag gerne meinen Namen SINGT. Ja SINGT! So wie man sich das bei einem Italiener vorstellt. Er war heute auf der Startseite von www.sun.com. Er ist sozusagen der Star der Stunde. Und er singt meinen Namen. Das ist fast wie wenn Robby Williams ein Lied für einen schreibt. Fast....



Bevor ihr jetzt noch alle den Eindruck bekommt, dass ich trübsinnig bin, hier noch kurz die Sachen die mir Freude mach(t)en:
- Hab heute nach längerer Zeit mal wieder mit Susi telefoniert.
- Bekomme Besuch aus Deutschland! Jawoll!
- Schwachmatische Aktionen mit Mitpraktikanten. (Gegenstände auf die Schreibtischplatte kleben, überdimensionale Steinschleuder für Schaumstoffgeschosse im Softwarelab, usw.). Ich hab versucht, ein paar Videos davon hochzuladen. Ich hoff, ihr könnt sie anschauen.

Jetzt aber genug für heute. Ist schon nach Mitternacht.

Montag, Mai 29, 2006

An der verlorenen Küste vom Polizisten gefunden


Ich habe viel von meinem Mathelehrer Herrn Heidenreich gelernt, das nicht ausschließlich mit Mathematik zu tun hatte. So hat er einmal erwähnt, dass ein Mann in seinem Leben ein Haus bauen, eine Familie gründen und einen Baum pflanzen sollte. Nachdem ich jetzt mehrere Jahre eher erfolglos versuche, einen Baum zu pflanzen, dachte ich mir, es sei an der Zeit, mir meiner Männlichkeit auf anderem Wege gewiss zu werden:

Schließlich gibt es ja noch die goldenen Richtlinien für ein Rockerdasein:
1. Lass Dir einen Rockerbart wachsen (erledigt)
2. Besorg Dir eine Rockerbraut (getan)
3. Geh auf ein Rockfestival (wie nachzulesen, auch bestanden)
4. Besorg Dir viele hässliche Tätowierungen
5. Fahre schnell und leichtsinnig mit übermotorisierten Motorrädern
6. Lege Dich mit den Inhabern des staatlichen Gewaltmonopols an (gemeinhin auch als Polizisten bekannt)

Weil ich die Punkte 4 und 5 nicht ohne längere vorbereitende Gespräche mit Freundinnen, Müttern, Vätern und anderen mehr oder minder Weisungsbefugten angehen wollte, begann ich schonmal an Punkt 6 zu arbeiten.

Und so bin ich am Samstag auf unserem Weg zur Lost Coast einfach mal ein bisschen schneller gefahren als erlaubt war. Zu meiner Verteidigung könnte man vieles anführen. Zum Beispiel, dass es einfach seltsam ist, dass ein und die selbe Straße, ohne den Namen zu ändern manchmal vierspurige Autobahn und manchmal verkehrsberuhigte Ortsdurchfahrt ist. Und machmal eben eine vierspurige Autobahn, die nicht Freeway sondern Highway heißt. Wenn man vier Stunden am Stück auf der Straße fährt, dann kann es schonmal vorkommen, dass da die Wahrnehmung der Gattung, zu der die Straße jetzt gerade gehört, etwas schwammig wird. Und so gings mir. Auf einem Highway, auf dem man 55 fahren darf, bin ich gefahren, wie man auf einem Freeway fahren darf (65). Naja, eine Kleinigkeit schneller vielleicht. Ich hatte circa 70 Meilen die Stunde drauf ( das sind so circa 115 km/h) als ich über die Kuppe kam hinter der mein Freund und Helfer auf mich wartete. Ich glaube mein Rockerimage wuchs gewaltig in den 30 Sekunden in denen ich mit einem blaulichtigen Bullen im Schlepptau über den Freeway - nein, eben gerade nicht Freeway sondern Highway - gefahren bin.

Zu beiderseitigem Vergnügen hatte ich natürlich meinen Reisepass nicht dabei, und er wollte auch meinen EU Führerschein nicht so recht anerkennen. Und es wurde immer lustiger als er für meinen Strafzettel eine Personenbeschreibung anfertigen wollte. Meine Augenfarbe konnte ich ihm ohne jedes Zögern mitteilen. Weil sich meine Körpergröße in den letzten 10 Jahren auch nur noch marginal verändert hat, dachte ich eigentlich, dass das auch das kein Problem sein sollte und sagte mit knallharter Rockerstimme und watteweichen Rockerknien was ich auswendig gelernt hatte und in meinem Ausweis steht "1 meter, 72 centimeters". Damit konnte er dann gar nichts anfangen. Er wollte es in foot und inch wissen, womit wiederum ich nichts anfangen konnte. Leider konnte ich es nicht umrechnen und er schien noch nie was von Metern und Zentimetern gehört zu haben. Sowas! Im einundzwanzigsten Jahrhundert. Schließlich konnten wir uns auf ein paar grobe Schätzungen in seinen Maßeinheiten einigen und ich durfte mein Ticket, einen Gerichtstermin und einige väterliche Ratschläge entgegennehmen.

Eigentlich wollte ich ihn noch um ein gemeinsames Foto für meinen Blog bitten. Aber nachdem ich an die Polizei-Reality-Serien dachte, die ich hier im Fernsehen gesehen habe, besann ich mich eines besseren. Es war einfach kein guter Tag zum Sterben. Die echten knallharten Rocker werden hier nämlich Polizisten...

Soviel zur Fahrt, die statt der geplanten vier Stunden achteinhalb dauerte. Die letzte Stunde davon übriges auf einer echten Schotterpiste. Zum Glück hatten wir ein Geländefahrzeug. Sonst wären wir wohl nimmer zurückgekehrt.

Die Lost Coast hat ihren Namen von der Tatsache, dass die wichtigen Straßen um sie herumgebaut wurden, und sie so bis zum heutigen Tage abgeschnitten und urwüchsig geblieben ist. Was den größten Teil ihres touristischen Reizes ausmacht. Dort haben wir dann noch eine kleine Wanderung zum Kings Peak, dem höchsten Punkt der amerikanischen Festlandküste gemacht und dann in der Wildnis unser völlig überdimensioniertes Zelt aufgebaut, und an einem genau richtig dimensionierten Lagerfeuer eine sehr wohl dimensionierte Menge canadischen Biers konsumiert bevor wir uns auf unseren absolut unterdimensionierten Isomatten zu einer eher unbequemen Nacht niederließen. Sehr wildromantisch. Ich hab Martin ein bisschen Mundharmonika spielen beigebracht. Das Blasen und Saugen klappt ganz gut, womit es noch hapert, ist, die richtigen Töne zur richtigen Zeit zu spielen. Aber das kann ja noch kommen. Er kann schon den ersten Takt von "der Mond ist aufgegangen ..."

Bären und Klapperschlangen, die es in der Region gibt, haben wir keine gesehen. Dafür zwei echte Eulen. Oder Uhus. Wo ist da eigentlich der Unterschied?

Am Sonntag morgen haben wir dann noch dem Blacksand Beach einen Besuch abgestattet. Das Besondere an diesem Schwarzsand Strand schien mir, dass es dort nicht wirklich Sand gab. Und der Sand, der nicht wirklich sandig war, war auch nicht wirklich schwarz. Seitdem fühle ich mich etwas weniger verlogen, wenn ich mich selbst als Rocker bezeichne. Ich bin halt ein Rocker im Sinne von grauer Schotterküste. War das jetzt zu metaphorisch?

Auf unserem Heimweg haben wir noch ein paar Touristenfallen mitgenommen. So sind wir mit unserem Auto durch einen Mammutbaum gefahren und haben das größte Haus in einem ausgebrannten aber noch lebendigen Baum besichtigt. Und haben schließlich in Mountain View mit einem Steak ein langes, hartes aber schönes Wochenende ausklingen lassen.

Mittwoch, Mai 24, 2006

Schwarze Magie, Strahlen in Käfighaltung und das berühmte Quäntchen zuviel des Guten



Die beiden sehr langen, hochgewachsenen, kantig geformten Dinge, die ihr auf diesem Bild seht, sind ich und mein Käfig. Für alle, denen es schwer fällt, zu unterscheiden, ich bin der links. Und der Käfig hat keinen Bart.

Aber jetzt zur Geschichte des Bildes: ich habe versucht, zu messen, wie lange Daten brauchen, wenn sie von einem SPOT zum anderen geschickt werden. Von besonderem Interesse war für mich, wie lange sie brauchen, wenn sie dabei von mehreren Stationen weitergeleitet werden müssen (also mehrere HOPser machen müssen). Deshalb wollte ich in getrennten Läufen stoppen, wie lange sie für einen HOP, für zwei HOPs, für drei HOPs usw. brauchen. Leider ist das gar nicht so einfach, einen SPOT dazu zu zwingen etwas nicht direkt ans Ziel zu schicken, sondern über eine Zwischenstation.
Der naheliegendste Weg ist, die Dinger so weit auseinanderzulegen, dass Start und Ziel ausserhalb der jeweiligen Funkreichweite liegen. Und nur die Zwischenstation in Reichweite sowohl des Senders als auch des Empfängers liegt. Und genau da haperts. Denn Radiowellen sind schwarze Magie, wie mein Vorgänger hier in sein "Entwicklungsdokument" geschrieben hat. Es kann sein, dass man in stundenlanger Kleinarbeit alles so ausgerichtet hat, dass es klappt, und dann, ohne jede Vorwarnung vergrößert oder verkleinert sich die Reichweite einzelner SPOTs scheinbar willkürlich. Damit bricht dann die Verbindung zusammen, oder aber es besteht plötzlich eine direkte Verbindung zwischen Sender und Empfänger, und alle Messwerte sind versaut. Ob das an der metallischen Körperausdünstung meiner Kollegen, an der Bösartigkeit der Radiowellen selbst oder an den Ausserirdischen liegt, ist mir bisher noch schleierhaft. Glaubt mir, das hat das Potential, auch die sanftesten Gemüter in den Wahnsinn zu treiben.

Nach einem langen, erfolglosen Tag gestern habe ich in den Abendstunden beschlossen, etwas neues auszuprobieren. Auf den Ratschlag einiger obskurer Gestalten hin wollte ich einen Faradayschen Käfig bauen. Damit wollte ich meinen SPOTs eine etwas ungestörtere Umgebung bieten und sie von Ausseneinflüssen abschirmen. Ich hoffte, dass sich das ganze dann etwas regelmäßiger gestaltet und die Reichweiten etwas stabiler und berechenbarer würden.

Daheim hab ich dann ein paar Kisten auseinandergenommen und mit viel Liebe und Alufolie meinen Käfig gebaut. Hat mir Freude gemacht, mal wieder was mit Papier, Händen und Scheren zu basteln. Aus Versehen hab ich mir in den Pulli geschnitten. Das ist übrigens ein echter Vorteil an dieser ganzen Computergeschichte. Versucht mal, ein Loch in den Pulli oder eine Grasfleck in die Hose zu programmieren. Geht nicht! Man sollte Kinder nur noch mit Tastatur und Maus anstatt mit Scheren, Kleb, Bällen und anderem Terrorwerkzeug aufziehen.

Das Resultat der Anstrengung war dieses kantige, ultralange Ding, das ihr auf dem Bild seht (ihr wisst schon, das rechte, das ohne Bart). Der Käfig ist so lang, da ist wahrscheinlich sogar der David neidisch drauf.

Und heute morgen im Geschäft kam dann noch der Oberhammer. Ich hab ihn geerdet. Ich muss gestehen, dass es mir ein bisschen mulmig zu Mute war, als ich mit so einem komischen Bananen-Krokodil-Stecker in der Steckdose rumgestochert habe, um Kontakt mit der Erde zu kriegen. Denn schließlich weiß ich seit einem gewissen, nicht weiter zu erörternden, Ereignis aus meiner Kindheit, das sich tief in mein Gedächtnis (und auch ein bisschen in meine linke Handfläche) eingebrannt hat: Sachen, die keine Stecker sind, in Steckdosen zu stecken, das verbietet nicht nur Vati und Mutti, sondern auch der Gesunde Menschenverstand. Habs dann schließlich doch gemacht. Denn erstens bin ich ein Rocker, und zweitens lebe ich ja gerade nicht umsonst im Lande der unbegrenzten Entschädigungszahlungen. Wenn es mich verbrutzelt hätte, dann hätte ich im Falle meines Überlebens zweifelsohne ausgesorgt. Auf der Steckdose war schließlich kein Aufkleber, der vor Elektro-Idiotie gewarnt hätte.

Das Resultat war beeindruckend. Der Raum im inneren, war nahezu komplett von der Aussenwelt abgeschirmt. So weit ganz gut. Die hässliche Seite des Erfolges war, dass die Strahlen im Inneren durch die enge Form des Käfigs so stark gebündelt wurden, dass sich die Reichweite der SPOTs bei niedrigster Funkstärke ungefähr verzehnfacht hat. Da wars also nix mehr mit weitergeleiteten Daten. Alle SPOTs hatten direkte Verbindung zueinander. Ich stand also vor der Wahl, es entweder sein zu lassen, oder meinen Käfig um ungefähr 800 Meter zu verlängern. Ich hab mich für ersteres entschieden.

Wenn jemand von Euch verwendung für einen gutaussehenden, kantigen, hochgewachsenen Dingsbums mit metallischem Hautschimmer hat (also nicht ich, sonder der Käfig), dann meldet euch. Ansonsten werd ich versuchen, das ganze als Strahlungsgewehr ans US-Militär zu verhökern. Oder ich versuch damit, Lebensmittel oder Nasen von Kollegen zu braten. Posted by Picasa

Samstag, Mai 20, 2006

Postermann

Eine witzige Sache in Kürze: SUNlabs veranstaltet jedes Jahr ein sogenanntes Open House. Das ist ein Tag der offenen Tür für Sun Mitarbeiter. Die können sich dann informieren, was die Forschungsabteilung so treibt. Und ratet mal, wie die Plakate, die in diesem Jahr als Aushang und für die Internetwerbung verwendet werden, aussehen?!

So:



Witzig, gell?! So ein bisschen bin ich ja schon stolz drauf. Hab mir überlegt, ob sie vielleicht deshalb ein Bild von mir genommen haben, weil ich so kurz bin. Da spart man Papier.

Als mich die nette Frau um mein Einverständnis für die Verwendung des Bildes gebeten hat, hat sie mir übrigens eröffnet, dass das Bild unglücklicherweise meinen Kopf oben abgeschnitten hat. Deshalb hat sie meine Frisur mit dem Computer reinretuschiert. Sozusagen ein virtuelles Haarteil. Das hat sie ganz ordentlich hingekriegt, finde ich. Wobei ich ein wenig Angst habe, dass es ein schlechtes Omen für meine Haarpracht sein könnte, mit 24 schon ein Toupet zu haben :).

JavaOne


Die letzte Woche hat in San Francisco die von Sun veranstalte JavaOne stattgefunden. Das ist eine der weltgrößten Entwicklerkongresse. Und dort wurden unter anderem auch die SPOTs präsentiert. So konnten wir Eintrittskarten bekommen, die normalerweise nicht wirklich billig sind (die kosten bis zu 1600 Dollar für vier Tage). Dafür mussten wir halt auch viel schaffen. Wir sind morgens eben gegen sechs aufgestanden und nach San Francisco gefahren. Und abends wirklich spät zurückgekommen. Die Stunden dazwischen waren dann angefüllt mit Arbeit am Infostand (erstaunlich wieviele Menschen wissen wollen, ob es Freibier gibt), oder am SPOT Stand. Der Roboter, den ich für die Maker-Faire basteln durfte, war wieder ein Ausstellungstück und hat unserer Präsentation gute Dienste geleistet.

Und wenn wir Freizeit hatten, dann haben wir eben Vorträge angehört, sind im Park rumgelegen oder haben die anderen Aussteller angeschaut. War schon ein interessantes Gefühl, Leute wie Erich Gamma, James Gossling oder Scott McNeily ganz aus der Nähe zu sehen. Und es war auch mal witzig einen solchen Hype um eine Programmiersprache zu erleben. Das ganze hatte schon "geekige" Züge. So nennt man hier die Computerverrückten. In dem riesigen Kongresszentrum lagen zahlreiche, bunte Sitzsäcke, in denen die Leute mit ihren Laptops rumlümmelten, es gab eine Videokonsolenecke und am Donnerstag die wohl verrückteste Party, die ich je erlebt habe:

Hier gibt es eine sehr populäre Fernsehserie "Mythbusters". In der versuchen zwei ziemlich durchgekallte Typen, populäre Mythen auf ihren Wahrheitsgehalt zu untersuchen. Zum Beispiel ob man aus Salamis Raketen bauen kann, mit den Zähnen eine Gewehrkugel fangen kann, usw. usw.. Da knallt und bummst es dann immer reichlich und die Sendung ist gleichermaßen unterhaltsam wie bildend. Und die beiden haben die Party veranstaltet. Die Getränke wurden von ferngesteuerten Robotern gereicht, in den vier Ecken gab es kleine Bühnen, in denen Szenen verrückter Wissenschaft dargestellt wurden, es gab Bungeetrampolins, man konnte gegen den fünffachen Computerspielweltmeister antreten (der damit seinen Lebensunterhalt verdient) und in der Mitte wurden Bilder auf eine riesige Kugel projiziert. Dazu gabs eine ausschließlich weiblich besetzte ACDC Coverband (ACDShe - haha, Wortwitz).

Jetzt bin ich nach einer langen Woche reichlich im Eimer und hoffe, dass ich nach diesem Wochenende nicht nur meine verbrannte Haut los bin, die mir in der Zwischenzeit an verschiedenen Stellen in Fetzen rumhängt, sondern auch meine Müdigkeit.

Nachtrag zum LA-Ausflug: Achterbahn


Wer den Schaden hat, braucht bekanntlich nicht für den Spott zu sorgen. Und wer den Sonnenbrand hat, braucht nicht wirklich ein T-Shirt. Selbst wenns Bockheiß ist. Glücklicherweise fahren die Achterbahnen im Magic-Mountain Park in LA schnell und hoch. Da gibts dann erfrischenden Fahrtwind. Der tat aber wohl Michael nicht so gut. Nach den ersten beiden Fahrten war es ihm sehr übel und sein Kreislauf war auch am Boden. So hat er den restlichen Tag die Matratze in der First Aid Station geritten, während wir so viele Loopings wie nur irgend möglich absolviert haben. War ein großer Spass. Wenn man vom Pulli tragen mal absieht.

Dienstag, Mai 16, 2006

Bratwurst- und Drogenerfahrungen

 
Wer mich kennt, weiß ja eigentlich, dass ich tief in meinem Innern ein knallharter Rocker bin. Am Wochenende sind wir zusammen nach Los Angeles gefahren, wo KROQ, ein lokaler Rocksender, ein Festival veranstaltet hat. Das Staraufgebot war beeindruckend (Red Hot Chilli Peppers, AFI, Panick at the disco, Dashboard Confessional, Angel and Airwaves, Rob Zombie, usw. usf.) und da wir auf Umwegen an Tickets gekommen sind, haben wir uns wieder einmal auf den sechsstündigen Roadtrip in den Süden gemacht.

Das Festival heißt Weenie Roast. Weenies, das sind Wiener Würstchen. Wenn ein Festival Würstchenrost heißt und unter freiem Himmel stattfindet, dann kann man sichs eigentlich denken, dass man gebrutzelt wird. Aber das ist ja gerade das schöne daran, wenn man was mit Studenten unternimmt. An die naheligenden Sachen (Sonnencreme zum Beispiel) denkt keine Sau. Und das schöne an einer Rockerveranstaltung ist, dass die zwar daran denken, Bier zu obszönen Preisen (10 Dollar für gefärbtes Light-Wasser) zu verkaufen, aber mit so nebensächlichen Dingen (wie zum Beispiel Sonnencreme) will keine Sau Geld verdienen. So haben wir also gebrutzelt. Ich am meisten, da ich ja eher der Wikinger unter den Hauttypen bin.

Jetzt aber zu meinen Drogenerfahrungen. Bitte helft der Muddi wieder auf den Stuhl und sagt ihr, dass es nur mittelbare Drogenerfahrungen waren, die ich gesammelt habe. Mittags um zwei hat eine Tante neben mir mehrmals an einer glimmenden, kleinen Tonpfeife gezogen. Ich sag dazu jetzt einfach mal "gekifft". 10 Minuten später ist sie einfach so umgekippt. Bumm. Unter tatkräftiger Hilfe Umstehender hat sies wieder auf die Beine geschaft. Für ungefähr 50 Sekunden und 5 Meter. Dann lag sie wieder.
Mittags saß dann einer neben uns. Der hat auch gekifft. Dann saß er für ungefähr 2 Stunden (keine Übertreibung!) bewegungsunfähig mit geschlossenen Augen da. Ich war mir sicher, dass er tot ist. Während seine Freundin das Konzert genoss, hat er nur dank seines vegetativen Nervensystems überlebt. Tons of Fun, wie wir Amis dazu sagen. 70 Dollar für ein Ticket zahlen und dann bewusstlos sein.

Wenn man auf die Schauze fallen für "ein tolles Gefühl", Bewusstseinsverlusst für "gesundheitlich total ungefährlich" und verlorene Lebenszeit für "nicht ganz so spießige Freizeitgestaltung" hält, dann trifft tatsächlich alles zu, was man mir schon so übers Kiffen erzählt hat. Und die tödlichen Verkehrsunfälle machen das Leben bestimmt auch relativ abwechslungsreich. Das muss man doch einfach legalisieren.

So jetzt aber noch zu meiner weiteren Lebensplanung als Rocker. Wenn ich das tatsächlich weiter vorantreiben will, dann sollte ich mir dringend die Unterarme tätowieren und ein bisschen Metall durchs Gesicht stechen. Mit den Unterarmen hab ich schonmal angefangen. Die sind mit einem gleichmäßigen, intensiven Rotton vorpigmentiert. Wie auch der Nacken. Weil ich also ein relativ roter Rocker bin, denke ich darüber mach, mir "RUBIN" als Künstlernamen einzutragen.
Aber darüber muss ich noch nachdenken... Posted by Picasa

Dienstag, Mai 09, 2006

Haarige Zeiten

 
Nun, da manche Geheimnisse ohnehin keine Geheimnisse mehr sind, kann ich Euch neben einem aktuellen Bild von mir auch eine Passage aus meinem neuen Lieblingsbuch ("Peter Wurster - und das Schwert des SBartakus") bieten:

"Jeder sollte einmal Bartselona gesehen haben", sagte BARTolomäus mit nicht zu überhörender Doppeldeutigkeit in der Stimme. Peter wusste sofort, dass es da etwas zwischen den Zeilen zu lesen gab. Doch er unterdrückte den Reflex, nachzufragen. Sein Instinkt lies ihn spüren, dass der Barttender auffällig lange den Tresen neben ihnen wischte. "Der kennt mich", dachte Peter "das wäre sonst ja geradezu ein aBartiger Zufall, dass der dermaßen meine Nähe sucht."
Um sich etwas ungestörter unterhalten zu können, fragte Peter den Barttender: "Gibts hier eigentlich auch Erdnüsse? Oder sind die auch dem SBartzwang zum Opfer gefallen."
Nachdem sich der Mithörer auf den Weg zum Wandschrank gemacht hatte wendete er sich mit einem Lächeln wieder Bartolomäus zu: "Jetzt red mal Klartext. Übrigens solltest Du Dich mal wieder rasieren..."

Bei den Bildern rechts gibts Fotos vom Abschied einiger meiner Mitpraktikanten (Stephen und Geetha) und unserem Wanderausflug nach Castle Rock. Posted by Picasa

Samstag, Mai 06, 2006

Lang nichts mehr geschrieben, aber....

keine Angst, ich bin nicht tot - ich riech nur so. War selbstverfreilich nur ein Spass. Auch nachdem Susi weg ist, achte ich penibel auf Sauberkeit und Hygiene. Ich lüfte, mache mein Bett, dusche, ... Heute zumindest. Ihr kennt mich ja.
Und weil das alles viel Zeit braucht und im Augenblick auch schon fast das Aufregendste hier ist, hab ich einfach nicht mehr viel neues hier von mir verlauten lassen.

Ich bin wohlauf, geh morgens ins Geschäft, sitze Abends vor dem Fernseher, Computer oder Telefon und habe am letzten Wochenende begonnen für meine Studienarbeit zu schreiben. Das geht deutlich langsamer als ich gedacht habe. Aber ich hab ja noch ein bisschen Zeit.

Nach nunmehr fünf Monaten wäre es denke ich mal an der Zeit zu schreiben, was mir hier sehr gut gefällt. Meine Top 3:

3. Das Fernsehprogramm. Witzigerweise wäre das auch auf der Liste der Dinge, die ich nicht mag. Aber es hat auch Vorteile. Weil es mehr Sender gibt, als Programm, senden die Sender ständig das gleiche. Es wird also unglaublich viel Schwachsinn ausgestrahlt. Aber manchmal kann man eben auch 10 mal in einem Monat einen guten Film anschauen. James Bond, Forrest Gump oder wenn man drauf steht 3 Stunden am Tag CSI.

2. Die Freundlichkeit der Leute. Die mag (dem eurpäischen Vorurteil ensprechend) manchmal aufgesetzt sein, aber manchmal ist oberflächliche Freundlichkeit angenehmer als authentische Barschheit.

1. Die Mentalität im Geschäft. Da ist eine generelle Offenheit für Fragen zu spüren. Die Leute vermitteln einem, dass es ok und normal ist, nicht alles zu wissen, und wenn man es nicht unangenehm findet, zu fragen, dann lernt man einfach schneller.

So, für heut wars das. Ich geh jetzt wieder Lüften, Bett machen, Putzen und Körperhygiene betreiben. Damit die Leute daheim stolz auf mich sein können.

Gruß und Kuss,
Jochen

Montag, April 24, 2006

Maker Fair



Die letzte Woche war von der Arbeit her die tollste. Das lag an der Maker Fair. Ganz in der Nähe, in San Mateo fand an diesem Wochenende die Maker Messe statt. Der O Reilley Verlag verlegt seit diesem Jahr ein sogenanntes Makezine. Das richtet sich vor allem an Technik- und Bastelfreunde. Und hat ziemlich coole Artikel, wenn man sich für Wassergetriebene Raketen, selbstgebaute Windstromgeneratoren und solchen Schnickschnack interessiert. Wer gerne mehr darüber wissen will, sollte den Link auf der rechten Seite weiterverfolgen.

Da SUN ein großer Sponsor der Sache war und wir mit den Sun SPOTs die Hobbieisten als wichtige Zielgruppe haben, hatten wir auch einen Stand. Und da galt es dann natürlich auch ein paar fesche Demos zu basteln. So war ein guter Teil unserer Gruppe die letzte Woche dabei, Zeug für die Messe vorzubereiten. Und weil ich einen netten Manager habe, durfte ich für die Messe was machen, was gar nichts mit meinem eigentlichen Arbeitsgebiet zu tun hatte. Arshan gab mir einen rattenscharfen Bausatz für einen Roboterarm und einen Datenhandschuh und ließ mich mit meinen Spots drauflosbasteln.

Das war ein bisschen wie Weihnachten. Und mit sehr viel Spass verbunden. Ich habe noch nie im Leben einen Servomotor kontrolliert, geschweige denn Platinen gelötet um die Spannung an einem gehackten Datenhandschuh abzulesen. Aber (und das mag ich in den Sunlabs besonders) es gibt tolle Leute dort, die wirklich auf jede Frage geduldig antworten. Da wird einem zu keiner Zeit das Gefühl vermittelt, dumm zu sein, weil man was, was alle zu wissen scheinen, nicht weiß. Und so hab ich in dieser Woche viel gefragt und in mancherlei Hinsicht meine Jungfräulichkeit verloren: Platinen löten, die einzelnen Wiederstände im Handschuh ausmessen, einen Beschleunigungssensor auslesen und 7 Servomotoren kontrollieren. Es hat mir hat riesig Spass gemacht, mal was anderes zu machen und was neues zu lernen.

Und ich war überrascht, wie einfach all das letztendlich mit den SPOTs ist. Da schlagen alle Vorteile dieser Plattform voll durch. Die Arbeit in dieser Woche hat mich wirklich ziemlich davon überzeugt, dass das Teil als Produkt wirklich etwas sehr sinnvolles sein kann.

Das Ziel war, die Bewegungen, die man mit dem Handschuh an der Hand macht, mit dem Roboter gleichzeitig nachzumachen. Nach drei langen Arbeitstagen (ich wollte fertig werden, hatte noch Minusstunden von Las Vegas und daheim gibt es jetzt eh niemand mehr, der auf mich wartet) hat es dann Freitag nacht um elf richtig gut funktioniert. Sehr gut sogar. Meine Mitpraktikanten und Vorgesetzten waren begeistert, und am Samstag war das DER Hinkucker an unserem Messestand. Das hat mich wirklich gefreut.

Auch die anderen Messestände waren recht interessant. Da gab es riesige Lego Brücken und Kranen, Roboter, Raketen, eine Babbage-Maschine aus Metallbaukastenteilen, Elektronikbasteleien und (mein heimlicher Favorit) eine fünf Meter hohe Robotergiraffe, die über und über mit Neon-Leuchtschläuche und Lavalampen bestückt war und alle 20 Minuten zu kranker Musik durch die Halle gestelzt ist. Ich finde da kann Susi mit meinen Hobbies echt zufrieden sein. Da fühle ich mich regelrecht Pflegeleicht verglichen mit all diesen Geeks.

So, jetzt bin ich endlich wieder mit meinem Blog auf neuestem Stand. Und muss Euch nicht weiter mit Text zuschütten. Zumindest nicht, bis etwas neues, aufregendes passiert. Hier, am Ende der Welt.

Die Welt - ein Dorf, Teil II


Diese Woche hab ich gleich zweimal Klaus und Maria Schäfer getroffen. Ich wurde zu Snyders zum Dinner eingeladen und habe dort einen schönen Abend verbracht. Und heute am Sonntag waren wir zusammen in San Juan Bautista Mission. Das ist eine der Missionen, die die Spanier aufgebaut haben. Der Prediger in der katholischen Messe hat mich sehr positiv überrascht. Das war ein Franziskanermönch, der unter seinem Gewand knallweiße Turnschuhe anhatte. Und sehr lebendig und überzeugend gepredigt hat. Das war fein. Und nach dem Gottesdienst haben die dann hinter der Kirche noch ne nette Sing und Tanzsitzung hingelegt. Nett anzuschaun.

Der Frühling kommt, meine Sonne geht


Am Mittwoch ist Susi gegangen. Sie fehlt Martin (meinem Mitbewohner) und mir (auf etwas intensivere Art und Weise) schon sehr:

Niemand mehr da, der für mich lacht,
niemand mehr da, der Essen macht,
niemand mehr da, der Unordnung rügt,
der durch mein wildes Barthaar pflügt,
niemand, der meinen Nacken massiert,
niemand, der sich die Beine rasiert,
niemand mehr da, der schwäbisch versteht,
mit mir mal kurz zum Einkaufen geht.

Das waren wirklich sieben wunderschöne Wochen. Die schönsten sozusagen. Und ich bin dankbar dafür.

Sonntag, April 23, 2006

Death Valley


Auch beim Death Valley fällt mir eigentlich nur die Susi als Vergleich ein. Nicht weil sie auch nur ansatzweise tot wäre, sondern weil sie auch so heiß ist. Wobeis im Death Valley auch kalt sein kann. Oben auf dem Aussichtspunkt zum Beispiel. Dafür gibts dann von dort tolle Bilder.

Zwischen 9 und 26 Grad gabs alles. Perfekte Voraussetzungen also, um meine Erkältung, die ich ohnehin schon hatte, noch etwas zu kultivieren. Jetzt hab ich ein sehr sonores, brustiges Husten und gelegentliche explosionsartige Niesattacken. Aber das war es schon wert. Und nachdem ich auf echten Schotterpisten rumgepirscht bin, hat sich auch mein Pseudo-Jeep echtes Lob verdient.

Ansonsten lasse ich jetzt über unseren Trip einfach mal die Bilder sprechen.

Las Vegas


Gesponnen. Dieses Wort muss einfach am Anfang eines Eintrages stehen, der sich um Las Vegas dreht. Eine Millionenstadt mitten in der Wüste. Hotels, die versuchen, Kultur auf obskure Art und Weise zu kopieren, in dem sie Venedig, Paris, New York oder das antike Rom nachbauen. Und, als ob all das noch nicht verrückt genug wäre, haben manche der Hotels eine Achterbahn im Haus. Unseres zum Beispiel. Was mir gut gefallen hat, war, das die Hotels ziemlich günstig sind, weil im Durchschnitt 89 % der Touristen 500 Dollar im Casino einsetzt. Da lockt man sie dann mit billigen Preisen in die Stadt.

Susi und ich besuchten am Sonntag einen Gottesdienst, danach zogen wir für 5 Stunden mit Christian und Stephen über den Strip. So heißt der Las Vegas Boulevard in der Touristenfachsprache. Abends besuchten wir dann eine American Superstars Show im Stratosphere.

Abends wollte ich dann doch mal 5 Dollar aus Spiel setzen. Aber Glücksspiel scheint mir nicht wirklich zu liegen: Nach dem ich nach einer nervenaufreibenden halben Stunde stupiden Knöpfedrücken am Penny-Slot Automat aus einem Dollar 1,01 Dollar gemacht habe, beschloss ich, mir den Gewinn auszuzahlen. Worauf der Automat wegen einem Papierstau abgestürzt ist. Aber das wurde schnell vom Casino gerichtet. Dann wollte ich etwas spielen, das etwas mehr "Flair" hat. Also ging ich zum Roulettetisch. Die Frau dort bezweifelte, dass ich schon 21 sei. Das hat mir echt gefallen. Dass ich noch jung und frisch aussehe, und das spät abends! Wer jetzt interesse an meiner anti-aging Creme hat, möge sich in etwas diskreterem Rahmen bei mir melden. Die Frau wollte also meinen Perso sehen und rief ihre Vorgesetzte. Die war ein junger hüpfer und sagte sobald sie mich sah: "Der ist ja älter als ich, klar darf der spielen." Die Situtation spitzte sich aber rasch wieder zu, als sie mir erklärte, dass das Gesicht auf meinem Ausweis nicht mein Gesicht sei. Dass man mein Gesicht jung oder alt finden kann, leuchtet mir ein. Aber wie man auf den Trichter kommen kann, dass mein Gesicht nicht mein Gesicht ist, das ist mir schleierhaft. Obs an den Piercings liegt? Weil ich dachte, sie macht ein Späßle, hab ich zunächst auch gar nicht geantwortet, sondern nur gelacht. Bis der Vorgesetzte der Vorgesetzten gerufen wurde. Entweder mein authentischer (zum Perso passender) Gesichtsausdruck, mein knallhartes und männliches Auftreten, oder einfach der 5 Dollarschein, den ich in seinem Casino verspielen wollte scheint ihn dann überzeugt zu haben, dass ich ich bin und ausserdem älter als 21 Jahre. Ich durfte ran.

Das ganze Hickhack hat mich aber dermaßen kirre gemacht, dass ich meine Spielstrategie verpeilt habe. Ich wollte entweder auf Rot setzen (Gewinnwahrscheinlichkeit 50 %) weil Susi rote Haare hat, oder auf die 28 (Gewinnwahrscheinlichkeit 3%) weil das Susis Geburtstag ist. Stattdessen hab ich dann auf das rote Feld neben der 28 gesetzt, also die 27. Und wo bleibt die dumme Kugel liegen? Auf der 28. Knapp an 180 Dollar vorbei. Aber es hat in mir die Erkenntnis bestärkt, dass es einfach Schwachfug ist. Das hätte ich zugegebenermaßen auch 5 Dollar billiger haben können, aber probieren wollt ichs halt mal...