Samstag, Juni 24, 2006

Waldschrat


Da simmer wieder. Hat diesmal ein bisschen länger gedauert. Ich gebs ja zu. Aber dafür gibts heut ein paar Bilder. Letztes Wochenende gings wie schon gesagt nochmal in den Yosemite Park. Weil der total überlaufen ist, haben wir nach vierstündiger Fahrt die Nacht einfach im Stanislaus Statepark auf einem Waldcampingplatz verbracht. Unglücklicherweise haben wir die Fahrt erst um 8 abends angefangen. Wer rechnen kann, weiß, dass wir dann erst um 12 dort angekommen sind. Und dann um halb zwei ins Bett. Dafür sind wir aber wieder um 6 aufgestanden, um vollends ins Tal zu fahren. So waren wir also schon vollkommen geeimert als wir unsere Wanderung gegen 10 angetreten haben.

Die Wanderung hatte es in sich: Der Aufstieg ist ungefähr 13 Kilometer lang und zwischen der Talsohle und dem Gipfel des Halfdomes liegen 1300 Höhenmeter. Und danach ging es ja das ganze wieder zurück. An diesem Tag bin ich an meine Grenzen gekommen. Ich war so müde, als ich oben angekommen bin, dass nur noch eine Kleinigkeit zu einem hundertjährigen Schlaf gefehlt hat. Aber es hat sich gelohnt. Ich hoffe, demnächst Bilder hochstellen zu können. Insgesamt waren wir 11 Stunden am kraxeln. Entlang an tollem Bergpanorama, atemberaubenden Wasserfällen und steilen Felswänden.

Nach einem Imbiss am Abend waren wir eigentlich alle reif für die Kiste. Aber wir mussten ja noch die obligatorische "Wir-fahren-ohne-Karte-und-Ahnung-durch-die-Nacht-und-suchen-einen-Platz-von-dem-wir-uns
leider-den-falschen-Namen-gemerkt-haben"-Fahrt unternehmen. Diesmal geplant und durchgeführt von unserem tschechisch polnischen Reiseleiter Duo Michal und Philip. Aber wir sind ja jung und haben Zeit...

Nach einer romantischen Zeltnacht in der Wildniss haben wir dann am nächsten Tag noch den Glacier Point besucht und sind dann spät abends wieder daheim angkommen.

Dieses Wochenende hat mir übrigens gezeigt, dass ich hier relativ beliebt bin: Die Mosquito-Vereinigung-Yosemite hat mich zum Opfer des Monats gewählt und mir jede Menge Aufmerksamkeit zu kommen lassen. Bin immer noch am Kratzen. Obwohl ich mich diesen Monat schon zweimal geduscht habe :)

Freitag, Juni 16, 2006

Erschütternd


Zwar ist dieses Bild hier schon ein paar Tage alt, aber es dürfte so ziemlich genau dem Gesichtsausdruck entsprechen, den ich heute morgen um halb sechs hatte. Ich bin aus dem Schlaf geschreckt und irgendwie war alles komisch. Mein erster Gedanke war, dass es mein Mitbewohner sein könnte, der an meiner Tür rüttelt. Mein zweiter Gedanke war (man möge mir verzeihen) das mein Untermieter vielleicht ein besonders stürmischer Liebhaber sein könnte. Mein dritter Gedanke, bei dem ich dem Wachzustand und damit dem Vollbesitz meiner geistigen Kräfte am nächsten war, war, dass hier in Kalifornien im Mietpreis ja praktisch die Erdbeben inbegriffen sind. Anstatt, wie sich das für einen halbneurotischen Angsthasen gehört, rumzupaniken und nackt aus dem Haus zu rennen, hab ich die Sache wie ein Rocker durchgestanden. Lag jetzt weniger daran, dass ich in der Zwischenzeit wahnsinnig mutig geworden wäre, sondern viel mehr daran, dass ich mich zum panisch und nackt aus dem Haus rennen erst mal ausziehen hätte müssen. Und bevor ich einen wirklich durchdachten Entschluss fassen konnte, was denn eine angemessene Reaktion auf diese Situation sein könnte, wars auch schon rum. Da war nicht viel Zeit, zum Held sein. Vielleicht beim nächsten mal...
Von meinem Mitpraktikanten hats keiner mitgekriegt, aber im Geschäft haben mir ein paar Kollegen bestätigt, dass es tatsächlich ein Erdbeben war. Und ich habs durchgestanden. Ganz allein.

Am letzten Wochenende waren wir übrigens wieder auf einem Musikfestival. War nett, aber nicht so aussergewöhnlich, dass ich da übermäßig viel drüber schreiben könnte. Die Arbeitswoche war gekennzeichnet von Meetings. Wenn wir grade mal kein Meeting hatten, dann stand eine Sitzung oder ein Treffen auf dem Programm. Oder auch gern mal zwei. Was mich besonders erfreut hat, ist dass Arshan im "Big Room" die WM Spiele mit einem Beamer projiziert. So kann ich live mit Euch mitfiebern und -feiern. Wenn ich nicht grad in einem Meeting bin, oder aus Solidarität mit meinem polnischen Mitpraktikant eher eine gedeckte Stimmung zu Tage lege... höhö...

Heute war ein feiner Tag. Zwar hab ich nicht allzuviel neues auf die Reihe gekriegt, dafür aber geerntet, was ich in den Wochen zuvor gesät habe: Ich habe den Roboterarm in meinem Büro aufgebaut, den Sensorhandschuh im Softwarelab gelassen und zwischendrin Sun SPOTs an die Wand geschraubt, auf denen die Mesh Software läuft, an der ich mitgearbeitet habe. Dann hat mir Martin geholfen mit einer Webcam eine Videoverbindung vom einen Raum in den anderen aufzubauen. Und dann konnte man im einen Raum mit der Hand den Roboter fernsteuern, der in einem Raum in einer anderen Ecke des Gebäudes steht. Die Signale wurden dabei von den SPOTs, die zwischendrin an der Wand hängen, weitergeleitet. MeshNetwork halt. Die anderen fandes es sehr cool und mir hat es total Spass gemacht.

Ansonsten verbrachte ich viel Zeit mit vergeblichen Anrufversuchen beim Gericht in Ukiah. Dort muss ich mich erkundigen, wieviel mein Strafzettel kostet und wie ich ihn bezahlen kann. Da find ich unser System in Deutschland deutlich toller, wo man die Ärgerzettel direkt heimgeschickt bekommt. Vor allem wenn man bedenkt, dass ich mehr als 30 mal angerufen habe, ohne ein einziges Mal durchzukommen. Wie stellen die sich das vor? Von wegen Serviceparadies USA. Schließlich habe ich einen Brief geschrieben, in dem ich darum bitte, meine Strafe bezahlen zu dürfen. Mein polnischer Mitpraktikant, der ihn freundlicherweise Korrektur gelesen hat, fand das ganze bizarr bis lächerlich. Aber er war wie ich der Meinung, dass man da besser nichts anbrennen lässt. Schließlich will ich meine letzten drei Wochen nicht in Guantanamo verbringen.

Morgen machen wir uns direkt nach der Arbeit auf zu einem unserer letzten gemeinsamen Nationalpark-Ausflüge (wir besteigen Halfdome in Yosemite). Ja, die Zeichen stehen langsam auf Abschied. Und so sehr ich mich auch auf zu Hause und Euch alle freue, es kommt auch Wehmut auf. Vor allem in den letzten Wochen hatte ich eine tolle Zeit mit Martin, Christian, Michal, Michael, Arshan, Pete und wie sie alle heißen.

Von unserem Wochenende und allem anderen mehr in der nächsten Woche. Seid Gott befohlen!

Donnerstag, Juni 08, 2006

Dunkle Tage...

gibts bekanntlich auch. Die Zeit ist gerade nicht einfach, da Sun letzte Woche angekündigt hat, 5000 Stellen abzubauen. Das schlägt irgendwie aufs Gemüt. Ich bin in der Hinsicht ja ohnehin schon ein gebranntes Kind, seit meine Managerin, mit der ich sehr gerne zusammengearbeit habe im März entlassen wurde. Und es gibt auch noch andere Sachen, die mich nicht gerade euphorisch stimmen, auf die hier einzugehen aber nicht der richtige Ort wäre. Ohne übertrieben melancholisch wirken zu wollen, kommt mir im Augenblick sarkastischer Galgenhumor als die einzige angemessene Form des Amusements vor.

Aber es gibt auch wie immer Nettes und Neues zu berichten. Auch wenn das angesichts der Dinge mit denen sich in diesen Tagen viele der Menschen um mich herum und vielleicht auch einige der Leser hier herumschlagen, reichlich belanglos wirken dürfte:

Eisessen mit Johnathan Schwartz:

Da könnte man sich schon geschmeichelt fühlen, wenn man als Praktikant vom CEO einer 37000 Mitarbeiter Firma zum Eisessen eingeladen wird. Für alle die ihn nicht kennen, Johnathan Schwartz ist der Mann ganz links mit den langen Haaren (Pferdeschwanz). Für alle, die den Mann mit den langen Haaren IM Gesicht nicht kennen: das bin ich. Seine Ansprache hat auf mich sympathisch und verständlich gewirkt. Trotzdem habe ich mich gefragt, ob wir nicht einen nicht ganz unerheblichen Fehler im System haben, wenn große Entlassungswellen ökonomisch richtig wirken. Sind wir noch ganz dicht?

Donnerstag und Freitag war Open House. Sozusagen Tag der offenen Tür in den Sun Labs. Ich durfte den Roboterarm vorführen. Hat Spass gemacht. Aber nachdem wir im etwas mehr als einem Monat auf der Maker Messe, JavaOne und jetzt bei Open House waren, hab ich fürs erste genug vorgeführt. Witzig ist, dass Bilder von mir jetzt auf Nachrichtenseiten und bei Yahoo zu finden sind. Eines ist auf der rechten Seite verlinkt. Verlinkt ist eine gutes Stichwort. Ich hab auch Martin's Blog verlinkt. Das ist mein kanadischer Mitbewohner. Ich bin dieser Tage besonders froh, dass es mich mit jemandem zusammengewürfelt hat, mit dem ich mich so gut verstehen. Auf seinem Blog könnt ihr auch Bilder von unserem Grillen in der Half Moon Bay finden. Ausserdem noch ein Bild von Michael. Das ist ein Kanadier Italienischer Herkunft. Der manchmal mitten am Tag gerne meinen Namen SINGT. Ja SINGT! So wie man sich das bei einem Italiener vorstellt. Er war heute auf der Startseite von www.sun.com. Er ist sozusagen der Star der Stunde. Und er singt meinen Namen. Das ist fast wie wenn Robby Williams ein Lied für einen schreibt. Fast....



Bevor ihr jetzt noch alle den Eindruck bekommt, dass ich trübsinnig bin, hier noch kurz die Sachen die mir Freude mach(t)en:
- Hab heute nach längerer Zeit mal wieder mit Susi telefoniert.
- Bekomme Besuch aus Deutschland! Jawoll!
- Schwachmatische Aktionen mit Mitpraktikanten. (Gegenstände auf die Schreibtischplatte kleben, überdimensionale Steinschleuder für Schaumstoffgeschosse im Softwarelab, usw.). Ich hab versucht, ein paar Videos davon hochzuladen. Ich hoff, ihr könnt sie anschauen.

Jetzt aber genug für heute. Ist schon nach Mitternacht.