Am Sonntag, 2. Juli sind wir dann schließlich aufgebrochen. Uns stand eine lange Autofahrt durch die beiden Bundesstaaten nördlich von Californien vor: zuerst durch Oregon, dann durch Washington. Beide Staaten unterscheiden sich landschaftlich von Californien vor allem durch die etwas kühleren Temperaturen sowie den reichlicheren Niederschlag. Wenn man Californien als den "golden State" bezeichnet, dann sollten die beiden anderen "green states" genannt werden. Auch das Profil bietet etwas Abwechslung von den zumeist sanften Hügeln, die mich hier umgeben. Das wirkt eher wie das kantige Profil eines muskulösen Männeroberkörpers (wie meiner zum Beispiel) ganz im Gegensatz zu eher weich gezeichneten, gepolsterten weiblich erscheinenden Oberschenkeln (wie meine zum Beispiel). Ich bin mir fast sicher, dass ihr jetzt einen realistischen Eindruck habt.
Wir verbrachten die Nacht in einem Motel, um am nächsten Morgen die Fahrt zum Mount St. Helens fortzusetzen. Für einen Europäer höchst ungewöhnlich sind hier die scheinbar endlosen Strecken auf nicht enden wollenden Highways. Wir sind ungefähr 1000 Kilometer auf einer Straße gefahren, ohne einmal die Autobahn wechseln zu müssen. Da sind Spurwechsel und Kurven schon echt nennenswerte Erlebnisse. Aber mit meinem polnischen Kollegen hatte ich reichlich tiefgehende Gespräche. Es gab fast nix, wo wir nicht drüber geredet hätten. Glaube, Politik, Beziehungen, Sex (ohooo!), Wirtschaft, Karriere, Filme (hier hör ich jetzt auf. Denn wenns fast nix gibt, wo wir nicht drüber geredet hätten, müsste diese Liste folgerichtig fast alles beinhalten - das wollen wir doch mal Euch und mir ersparen, nisch wohr?). Das war eine feine und interessante Sache.
Unser Ziel, den Vulkan, der bis heute sehr aktiv ist, und in den 80ern in einer riesigen Explosion seine Wucht demonstriert hat und ungefähr 50 Menschen das Leben gekostet hat, besichtigten wir dann am 4. Juli, dem Amerikanischen Nationalfeiertag. War beeindruckend und interessant. Bilder davon, wie auch von den restlichen Tagen findet ihr wie stets über den Link auf der rechten Seite.
Die Nächte verbrachten wir in Camping Plätzen, die hier entweder zu National- oder Stateparks gehören. Das ist eine tolle Sache. Sehr unbürokratisch, billig, praktisch und romantisch. Einzig die Tatsache, dass wir jeden Tag zu zweit ein 7-Mann-Zelt auf- und abbauten wäre verbesserungswürdig gewesen. Aber wir hatten viel Spass.
Im weiteren Verlauf der Woche waren wir dann im Olympic National Park, Seattle und Mount Rainier National Park. Wandertechnisch war der Mount Rainier der Höhepunkt, aber jedes Detail für sich machte die Reise einfach eine runde Sache. Es gab leider nur in einem eine Dusche, aber wenn man sich für die positiven Seiten einer 5 tägigen Wasserabstinenz begeistern kann, ist auch das nicht wirklich schlimm. Ich hab es halt einfach genossen, dank meiner in der Zwischenzeit reichlich langen Barthaare konnte ich die ganze Woche über ein best-off der letzten 10 Mahlzeiten lutschen. Hat was - wenn man nicht zu intensiv drüber nachdenkt...
Unglücklicherweise konnte ich das Halbfinale unserer Helden nicht mitverfolgen, aber seid Euch gewiss, dass ich sehr solidarisch war! Wir haben eben ein Hoffnungsbier getrunken und eine Trostwurst gegrillt. Wobei auch das nicht ganz so geklappt hat, wie ich mir das vorgestellt habe:
Bier sollte eigentlich schon schaumen,
aber doch nicht über meinen Daumen!
Das ist nicht ganz Zweckgemäß
wenn das braune Biergefäß
schon vor dem ersten Mundkontakt
über innre Leere klagt.
Samstag nacht kamen wir dann nach einer 14-stündigen Gewaltsfahrt mit mehr als 3000 Kilometern auf unserem Streckenzähler wieder in Santa Clara an. Und sind seitdem am Erinnerungen aufteilen. Michal fliegt übermorgen heim nach Polen, und so verbringe ich Stunden neben Bloggen und Emailen damit Gigabyteweise Bilder und Musik für ihn zu brennen.
So jetzt noch ein paar Sätze auf englisch, damit auch Martin, der Mitlerweile wieder in Quebec weilt, mitlesen kann.
During our stay in the northern states, we daily remembered the brave Quebecien who taught us to appreciate his beer and music. So we listened to some of his emo-songs and drunk some of is imported beers. And we hold the memory of happy days with him in high regards! Michal wants me to say hello to you, Martin. We hope you are fine!