Sonntag, Juli 30, 2006

Metamorphosen und das Ende








So, bin wieder daheim. Und da die Überraschung auch schon vollbracht ist, kann ich jetzt auch der Vollständigkeit halber dokumentieren, welche Zustände meine Gesichtsbehaarung im laufe der letzten Woche durchlief:

Donnerstag, Juli 27, 2006

Abschied...

Diese Bilder kann ich nicht völlig erklären. Ob sie nun entstanden sind, weil ich den Eindruck hatte, dass alle Kreatur irgendwie nach Schutz und Geborgenheit schreit, oder weil ich einfach Umarmungsentzug habe, oder, weil halt zum Abschied Umarmungen dazugehören, wie der Stollenschuh zum Eislaufen. Wie dem auch sei, in jedem Fall müssen dann wohl nach meiner Rückkehr meine Liebsten fürs Drücken herhalten. AUCH DU DAVID! Ralf hat es auch überstanden, aber der ist ja schließlich auch aus Kruppstahl...


Nachtrag 22. Juli - San Diego und LA


San Diego war der südlichste Punkt unserer Reise. Direkt an der Grenze zu Mexico gelegen ist San Diego nach LA die wichtigste Stadt im Süden Kaliforniens. Ein total netter Manager aus den Sun Labs hat uns sein Haus zur Verfügung gestellt, da er zu der Zeit ohnehin im Urlaub weilte. Fand ich aussergewöhnlich nett.

Neben den bekannten Stränden ist vor allem der Balboa Park eines Besuches wert. Dort gibt es zig Museen, von denen wir nur für das Luft- und Raumfahrtmuseum Zeit fanden. Bemerkenswert fand ich, dass selbst Fliegergrößen aus NS Deutschland oder der Japanische General der den Angriff auf Pearl Harbor plante für ihre fliegerischen Leistungen gewürdigt wurden. So viel Objektivität hätte ich gar nicht erwartet.

Am Mission Beach haben wir dann auch noch etwas Geld in die Vergnügungsindustrie investiert und wurden von der altertümlichen Holzachterbahn mit einer anständigen Spassdividende belohnt:


Die zwei Nächte waren ein echter Segen: Eine Matratze unterm Hintern, eine Dusche nebenan, zwei nach Zärtlichkeit gierende Hauskatzen, die einen von Zeit zu Zeit ganz, ganz böse erschrecken - was will das geplagte Camperherz mehr?

Ausgeruht und frohgemut gings weiter nach LA. Mit dem Handy hab ich einfach mal Mazen Sadat angerufen. Der ist ein IT-Manager in der Firma für die Manuel arbeitet und total nett. Ich hab ihn zwar noch nie getroffen, aber er hat mir unbekannterweise einfach mal angeboten, mit mir was zu machen oder mir zu helfen, falls ich jemals in LA bin. So haben wir uns zum Mittagessen verabredet. Und das war so nett, dass wir erst 6 Stunden später wieder aufgebrochen sind. Das hat mich wirklich fasziniert. Innerhalb von nur zwei Tagen sind wir zwei mal in den Genuss bemerkenswerter Gastfreundschaft gekommen. Zuerst vertraut uns einfach jemand sein Haus an, dann verbringt ein wirklich weit gekommener Manager einen ganzen Nachmittag mit zwei tourenden Studis. Fett. Wenn wir nicht noch abens wieder auf die Heimreise gewollt hätten, dann hätte uns Mazen gar noch zu sich nach Hause eingeladen.



So sind wir dann aber auf den malerischen Highway Number 1 gefahren, um an der Küste entlang zurück in den Norden zu kommen. Nachdem es dunkel geworden ist, und wir mehrere Campingplätze vergeblich angefahren hatten, fanden wir schließlich ein Zimmer in einem kleinen Hotel in Los Alamos. Die Entscheidung, ob wir das Zimmer haben wollen oder nicht, wurde mir praktisch abgenommen, da sich nur 30 Sekunden nach meiner Anfrage jemand anders um das selbe Zimmer bemühte. So hab ichs halt gebucht, nur um nicht ganz ohne dazustehen.

Auf den ersten Blick sahs ganz erträglich aus. Sogar mit Küche. Auf den zweiten Blick bemerkten wir jedoch, dass der über dem Bett montierte Ventilator nicht so wirklich fest angeschraubt war und eher einem Damoklesschwert als einer Belüftungsmaschine entsprach. Alle technischen Geräte waren 50 Jahre oder älter. Bei einem Fernseher ist das nicht so schlimm, bei einem Gasherd kommt man da schon eher ins Grübeln. Dass die Kloschüssel nicht richtig fest war und man mehr oder weniger Balancepiseln betreiben musste (ja, wir sitzen zum Piseln!) wirkte schon beinahe unwichtig, wenn man die Geräuschkulisse erlebt hat, die der Wasserhahn erzeugte. Der Wasserhahn war lauter als Nachbars Pickup-Truck. Und das will was heißen. Die Krönung waren die Fenster, die nicht geschlossen werden konnten und uns eine Rund-um-die-Uhr-Beschallung durch die Klimaanlagenmaschine hinterm Haus ermöglichten. Zynischerweise war unser Zimmer glaub ich das einzige, das nicht an die Klimaanlage angeschlossen war. Aber ich will nicht klagen, das Dach war Wasserdicht, wir mussten nicht frieren und mit einem Schlummerbier hat auch das Einschlafen geklappt. Nur das Ausschlafen nicht. Nach gerademal 5 Stunden hat es uns wieder auf die Straße gezogen. Da war Autofahren erholsamer.



Zwar ist die Küstenstrasse bedeutend länger als die direkte Verbindung von LA nach SF, dafür wird man aber auch mit einer weitaus schöneren Fahrt belohnt, die uns schließlich ins Surfer Mekka Santa Cruz und dann noch kurz in den Castle Rock State Park.

Zurück in Santa Clara haben wir unseren etwa 3000 Meilen langen Road Trip dann noch mit den anderen Praktikanten in einem indischen Restaurant ausklingen lassen. Es war eine großartige Reise, auf der mir viele schöne Eindrücke vergönnt waren. Neben allem was ich gesehen habe, der schönen Gemeinschaft mit Ralf lässt mich vor allem die Bewahrung auf den Straßen dankbar sein. Erst recht, da ich mir nicht so ganz sicher bin, ob und wie ich in all dieser Zeit versichert war...

Nachtrag 19. Juli - Grand Canon



Während die Südkante des Grand Canon touristisch gut erschlossen ist und neben einem Shuttelbus auch zahlreiche Aussichtsplattformen und ein ganzes Dorf bietet, ist die Nordkante weit unberührter. Deshalb wollten wir da hin. Da aber zum einen der Campingplatz an der Nordkante schon voll war und wir zum anderen nicht zu großen Wanderungen aufgelegt waren, sind wir zur Südkante gefahren. Luftlinie sind das etwa 10 Meilen, auf der Straße sind es aber 215 Meilen. Also ein ganz schönes Stück.

An der normalerweise weitaus überlaufeneren Südkante fanden wir ohne Probleme einen Campingplatz und hatten einen schönen Abend. Leider war uns weder ein sichtbarer Sonnenauf- noch Sonnenuntergang vergönnt. Aber weil wir schon um halb fünf aufgestanden sind, konnten wir wenigstens früh nach San Diego starten.

Nachtrag 18. Juli - Bryce Canon



Bryce Canon ist eine Landschaft, die durch immense Erosion geschaffen wurde. Regen, geschmolzener Schnee und verwitterung zersetzen nach und nach das Gestein des Colorado Plateaus und schaffen eine unwirklich scheinende Umgebung voller Hoodoos. Hoodoos sind die Säulen, die entstehen, wenn nach und nach alles Gestein um eine Säule herum verschwindet während diese aufgrund härteren Gesteins stehen bleibt.

Wir haben die Gegend hauptsächlich mit dem Auto erkundet und an den Aussichtspunkten Bilder geschossen. Beim abendlichen Gewittersturm durften wir dann erfreut zur Kenntnis nehmen, dass das Zelt was zu taugen scheint.

Mittwoch, Juli 26, 2006

Nachtrag 17. Juli - Las Vegas und Zion

Nach zwei Nächten auf einem wirklich schönen Campingplatz in Sequoia, mit dem malerischen Namen "Sunset", stand unsere größte Eintagesfahrt überhaupt auf dem Programm. Wir hatten uns dazu entschieden, keine Nacht in Las Vegas zu verbringen, sondern nur kurz auf dem Weg dort anzuhalten.
Bei insgesamt mehr als 13 Stunden Fahrt durch vier Bundesstaaten der USA (Californien, Nevada, Arizona und Utah) war die kleine Unterbrechung auch wirklich nötig. In und um Las Vegas hatte es zu diesem Zeitpunkt Temperaturen um 118 Grad Fahrenheit, dass sind so etwa 47 Grad in anständigen Maßen. Heiße Sache also. In Las Vegas sind wir einmal über den Strip gefahren, haben in einem Hotel geparkt, die eingebaute Achterbahn genossen und sind dann triefend vor Schweiß zu unserem Auto und der inzwischen sehnlich vermissten Klimaanlage zurückgeflüchtet. Zu mehr war keine Zeit, aber die Schönheit der Nationalparks stand auf unserer Prioritätenliste einfach weiter oben, dass die Obskurität der Zockermetropole.

Abends kamen wir dann in Zion an. Und auch spät in der Nacht hatte es noch über 30 Grad. Glaubt mir, das war eine Nacht in der ich ganz ohne Angoraunterwäsche schlafen ging. Sooo heiß! Da wacht man dan morgens schon mit dem Gefühl auf, in den wenigen Stunden, in denen man geruht hat, schon wirklich was geschafft zu haben.

Zion, das von mormonischen Siedlern bewohnt und benannt wurde, gehörte für mich zu den Höhepunkten der Fahrt. Die ehrfurchtgebietenden Felsfomationen, die allesamt Namen mit religiösem Hintergrund haben und der Fluss, der durch das Tal fließt, einfach alles war sehr malerisch und beeindruckend.
Wir bestiegen den "Angel's Landing" Felsen, durchaus anstrengend, wenn einem die Sonne die Haare vom Kopf brennen will. Aber der Ausblick war es wert!



Am späten Nachmittag sind wir noch ein Stück in die Narrows (das heißt Engen) des Canons eingestiegen. Dabei liegt der Reiz vor allem darin, dass man im angenehm kalten Wasser des Flusses gehen muss. Wir gingen bis uns das Wasser an den Hals stand. Dann machten wir Davids Photo zuliebe kehrt.

Abends gabs dann noch eine wüste Sauerei auf dem Campingplatz: gegrillte Rips mit literweiße Sauce verwandelten meinen gesamten Oberkörper in eine sicherlich schmackhafte wenngleich auch etwas klebrige Haar-Saucen-Landschaft. Da hat es sich dann gelohnt einen Campingplatz mit Duschen auszuwählen...

Nachtrag 15. Juli - Yosemite und Sequoia

Unsere Tour durch die Nationalparks im Südwesten haben wir mit zwei echten Schwergewichten begonnen. In Yosemite haben wir nochmals den HalfDome bestiegen. Der heißt HalfDome, weil er eben ein halber Dom ist. Und er sieht frappierend den bärensicheren Mülleimern ähnlich. Kann das Zufall sein, oder ist das ein geschickt eingefädelter Werbefeldzug der Mülltonnenindustrie?








Die Wanderung stand diesesmal unter geringfügig veränderten Vorzeichen. Mit mehr Schlaf, mehr Wasser, mehr Zeit und mehr deutschen Gesprächen arbeiteten wir uns in sechs Stunden auf den Gipfel. Für Ralf war das wohl auch der Gipfel des Leidens. Zwei Blasen, die nicht größer hätten sein können, versuchten seine Füße zu verschlingen. Aber was können Blasen einem Mann, der den Red-Robin Burger MIT Fritten weggehauen hat - genau: gar nix! Er ist halt ein Held. Ich würde ja durchaus zugeben, dass er aus härterem Holz geschnitzt ist als ich. Aber um ehrlich zu sein, muss ich sagen, dass er gar nicht aus Holz geschnitzt ist. Ralf ist aus Kruppstahl!

Die restlichen Bilder könnt ihr über die Links rechts anschauen, aber eines will ich schon noch hier reinpacken. Ich hoffe nämlich auf den ein oder anderen Laut des Entsetzens (von Müttern und verantwortungsbewussten Menschen) bzw. der Bewunderung (von jungen Mädchen mit einem Faible für heldenmutige Rockertypen (ja genau, damit mein ich zum Beispiel die Susi) oder leichtsinnigen Knallköpfen).



Die zwei Hanswürste mit tausend Meter Nix im Untergrund sind nämlich wir. Nur gut, dass es zu warm für Glatteis war.

Oben auf dem Gipfel war übrigens auch eine Pfadfindergruppe. Von denen ein junger Mann ein rumrennendes Vieh (weiß nicht genau, was es war, aber es war KEIN Biber) souverän als Biber bezeichnet hat. Als ihm sein Gruppenleiter eröffnete, dass Biber ganz gern an Flüssen Dämme bauen anstatt auf Berggipfeln Touristen zu erheitern, war der Bub beleidigt. Hat mich ein wenig an die Lila Kuh erinnert, die deutsche Kinder gerne malen. Für manche Kinder ist halt alles, was ein Fell hat und nicht lila ist ein Biber. Könnte mir nicht passieren. Denn ich weiß ja zum Glück, dass man einen Biber an der Tube Dentagard Zahnpasta erkennt, die er immer in der Hand hat :)

Nach einer Nacht in der Wildnis steuerten wir noch ein paar Aussichtspunkte an, bevor es los nach Fresno ging. Dort trafen wir Clay, der vor ungefähr 10 Jahren mal der Austauschpartner meines Schulfreundes war. Mit dem trafen wir uns zu einem (na, wer errät es?) Burger bei Red Robin. Und zu wirklich netten 3 Stunden schwätzen.



Clay arbeitet jetzt für die Pfadfinder und studiert nebenher so interessantes Zeug wie Menschenführung und Mentoring. Das war alles sehr interessant.

Am Abend waren wir dann bereits in Sequoia. Dort gibt es die (vom Volumen her) größten lebenden Geschöpfe der Erde, die Sequoia-Bäume. Da wirken sogar Blauwale armseelig, von 1,70 Meter großen Deutschen ganz zu schweigen. Ich habe es sehr genossen, all diese majestätischen Bäume zu sehen und zu fühlen, dass Gottes Schöpfung bei weiterm mehr und größer ist, als das, was ich jemals kennen oder erfahren werde. Und natürlich habe ich schonmal Pläne und Träume geschmiedet für die Zeit, wenn mein Mammutbaum daheim die 70 Meter Marke knackt. Das war wie Glückshormon-Doping für den Freund des gepflegten Baumhauses.

Nachtrag 13. Juli - RoadTrip Tag 2

Nachdem ich die letzten Dinge erledigt habe, die noch zwischen mir und unserer großen Fahrt standen, (glaubt mir, es ist nicht so einfach, einen Strafzettel in den USA zu bezahlen, da braucht man neben Geduld und Geduld vor allem eins: unheimlich viel GEDULD), sind wir losgezogen. Nach einem Zwischenstop in Menlo Park, bei dem ich Ralf ein wenig die Sun Labs gezeigt habe, habe ich wieder einmal einen Scheck an das Gericht in Ukiah geschickt (mit einer Menge Gedult, Einfühlungsvermögen und sonnigen Gedanken im Herzen versteht sich) haben wir ab der Mittagszeit San Francisco durchstreift. Und Ralf hatte wirklich großes Glück. Wir erlebten authentisches San Francisco Wetter. Das soll heißen: alles ganz schön, aber sobald man zur Golden Gate Bridge fährt um Bilder zu machen, fühlt man sich wie in Muddis Dampkochtopf. Nur kälter. So haben wir halt Nebelbilder gemacht. Echte Männer brauchen keine Stadtsilhouette!



Übrigens, zum Thema Bilder: Ich habe hier eine gebrauchte Canon 20D gekauft, eine digitale Spiegelreflexkamera, die vom vorigen Inhaber in neuwertigem Zustand sehr günstig abgegeben wurde. Damit wird jetzt ein bisschen rumgespielt. Ich hoffe, dass neben allen Spielbildern auch das ein oder andere schöne Foto dabei rauskommt.

Gegen abend sind wir dann noch weiter in Richtung Yosemite gefahren. Ungefähr 40 Meilen vor dem Nationalpark haben wir auf einem kleinen Campingplatz im Stanislaus National Forrest genächtigt und mein Zelt eingeweiht. Scheint ganz brauchbar zu sein...

Nachtrag 12. Juli - Ralf ist da!

Heut hab ich den Ralf vom Flughafen abgeholt. Hier geht es gerade Schlag auf Schlag. Die Zeit scheint nur so dahinzufliegen. Kaum waren wir von unserer Reise in den Norden wieder da, da ist auch schon Michals Abschied da, und Ralf kommt mich für zwei Wochen besuchen. Da freu ich mich sehr drauf.



Ohne Zweifel wissen viele von Euch, dass es in Männerfreundschaften oftmals bedeutende Initiationsriten gab, mit denen die Freundschaft sozusagen besiegelt wurde. Old Shatterhand und Winnetou haben eine Blutsbrüderschaft begründet, in Rocker Clubs muss man eine Bank überfallen, und der Ralf und ich haben das ganze eben mit einem Burger gemacht. Und ganz ehrlich: gibt es ein beruhigenderes Gefühl, als mit einem Mann auf Reisen zu gehen, der ohne mit der Wimper zu zucken einen kompletten Red-Robin-Burger einschließlich aller Fritten verdrückt? Ich denke nein. Das zeugt von enormem Kampfgeist, wilder Enschlossenheit, einer gewissen Schmerzunempfindlichkeit und zieht eben die feine aber unübersehbare Linie zwischen einem Bub und einem Mann. Und so können wir ganz gelassen auf unsere große Fahrt gehen. In dem Wissen, dass da jemand neben uns sitzt, der uns auch in den dunkelsten Stunden gegen die übermächtigsten Burger beistehen wird. Männerfreundschaft halt.

Montag, Juli 10, 2006

Roadtrip in den Norden

Am Sonntag, 2. Juli sind wir dann schließlich aufgebrochen. Uns stand eine lange Autofahrt durch die beiden Bundesstaaten nördlich von Californien vor: zuerst durch Oregon, dann durch Washington. Beide Staaten unterscheiden sich landschaftlich von Californien vor allem durch die etwas kühleren Temperaturen sowie den reichlicheren Niederschlag. Wenn man Californien als den "golden State" bezeichnet, dann sollten die beiden anderen "green states" genannt werden. Auch das Profil bietet etwas Abwechslung von den zumeist sanften Hügeln, die mich hier umgeben. Das wirkt eher wie das kantige Profil eines muskulösen Männeroberkörpers (wie meiner zum Beispiel) ganz im Gegensatz zu eher weich gezeichneten, gepolsterten weiblich erscheinenden Oberschenkeln (wie meine zum Beispiel). Ich bin mir fast sicher, dass ihr jetzt einen realistischen Eindruck habt.

Wir verbrachten die Nacht in einem Motel, um am nächsten Morgen die Fahrt zum Mount St. Helens fortzusetzen. Für einen Europäer höchst ungewöhnlich sind hier die scheinbar endlosen Strecken auf nicht enden wollenden Highways. Wir sind ungefähr 1000 Kilometer auf einer Straße gefahren, ohne einmal die Autobahn wechseln zu müssen. Da sind Spurwechsel und Kurven schon echt nennenswerte Erlebnisse. Aber mit meinem polnischen Kollegen hatte ich reichlich tiefgehende Gespräche. Es gab fast nix, wo wir nicht drüber geredet hätten. Glaube, Politik, Beziehungen, Sex (ohooo!), Wirtschaft, Karriere, Filme (hier hör ich jetzt auf. Denn wenns fast nix gibt, wo wir nicht drüber geredet hätten, müsste diese Liste folgerichtig fast alles beinhalten - das wollen wir doch mal Euch und mir ersparen, nisch wohr?). Das war eine feine und interessante Sache.



Unser Ziel, den Vulkan, der bis heute sehr aktiv ist, und in den 80ern in einer riesigen Explosion seine Wucht demonstriert hat und ungefähr 50 Menschen das Leben gekostet hat, besichtigten wir dann am 4. Juli, dem Amerikanischen Nationalfeiertag. War beeindruckend und interessant. Bilder davon, wie auch von den restlichen Tagen findet ihr wie stets über den Link auf der rechten Seite.

Die Nächte verbrachten wir in Camping Plätzen, die hier entweder zu National- oder Stateparks gehören. Das ist eine tolle Sache. Sehr unbürokratisch, billig, praktisch und romantisch. Einzig die Tatsache, dass wir jeden Tag zu zweit ein 7-Mann-Zelt auf- und abbauten wäre verbesserungswürdig gewesen. Aber wir hatten viel Spass.

Im weiteren Verlauf der Woche waren wir dann im Olympic National Park, Seattle und Mount Rainier National Park. Wandertechnisch war der Mount Rainier der Höhepunkt, aber jedes Detail für sich machte die Reise einfach eine runde Sache. Es gab leider nur in einem eine Dusche, aber wenn man sich für die positiven Seiten einer 5 tägigen Wasserabstinenz begeistern kann, ist auch das nicht wirklich schlimm. Ich hab es halt einfach genossen, dank meiner in der Zwischenzeit reichlich langen Barthaare konnte ich die ganze Woche über ein best-off der letzten 10 Mahlzeiten lutschen. Hat was - wenn man nicht zu intensiv drüber nachdenkt...

Unglücklicherweise konnte ich das Halbfinale unserer Helden nicht mitverfolgen, aber seid Euch gewiss, dass ich sehr solidarisch war! Wir haben eben ein Hoffnungsbier getrunken und eine Trostwurst gegrillt. Wobei auch das nicht ganz so geklappt hat, wie ich mir das vorgestellt habe:

Bier sollte eigentlich schon schaumen,
aber doch nicht über meinen Daumen!
Das ist nicht ganz Zweckgemäß
wenn das braune Biergefäß
schon vor dem ersten Mundkontakt
über innre Leere klagt.



Samstag nacht kamen wir dann nach einer 14-stündigen Gewaltsfahrt mit mehr als 3000 Kilometern auf unserem Streckenzähler wieder in Santa Clara an. Und sind seitdem am Erinnerungen aufteilen. Michal fliegt übermorgen heim nach Polen, und so verbringe ich Stunden neben Bloggen und Emailen damit Gigabyteweise Bilder und Musik für ihn zu brennen.

So jetzt noch ein paar Sätze auf englisch, damit auch Martin, der Mitlerweile wieder in Quebec weilt, mitlesen kann.

During our stay in the northern states, we daily remembered the brave Quebecien who taught us to appreciate his beer and music. So we listened to some of his emo-songs and drunk some of is imported beers. And we hold the memory of happy days with him in high regards! Michal wants me to say hello to you, Martin. We hope you are fine!

Sonntag, Juli 02, 2006

Fortsetzung

So, da bin ich wieder. 19 Stunden später, etwas ausgeschlafener und in einem ausgeräumten Appartment. Schon ein wenig traurig. Aber das was mir in den nächsten Wochen bevorsteht, ist auch nicht schlecht. Ich mach erst einen Roadtrip mit Michal in den Norden. Da brechen wir in den nächsten Stunden auf. Dann geh ich nochmal einen Tag in die Labs, um mit meinem Manager die Übergabe zu machen.

Am 11. Juli kommt mich dann der Ralf besuchen. Zusammen wollen wir nochmal 14 Tage lang rumreisen, wandern, Sehenswürdigkeiten abklappern und halt eine gute Zeit haben. Und das best kommt am 29. Juli. Da bin ich wieder daheim. Und ob ihrs glaubt oder nicht, da freu ich mich sehr, sehr drauf. Hier war alles großartig. Und ich hab eine tiefe Dankbarkeit in mir, dass ich das habe erleben dürfen. Aber heimkommen ist halt auch was vom Feinsten.

Weil ich viel unterwegs bin, keinen Laptop mitschleppe und nicht allzu oft Internetzugang haben werde, kann es durchaus sein, dass ihr hier etwas weniger zu lesen bekommt. Dafür dann wieder etwas mehr, wenn ich für einen kurzen Zwischenstop hier in Santa Clara verweile.

Bleibt Frisch und genießt noch ein paar Bilder.



Geburtstag, Abschied, Resume

Oje, wo fang ich an? Ich war in den letzten Tagen etwas schreibfaul. Schlicht und ergreifend, weil ich einfach zu viel um die Ohren hatte. Ich hatte meine Abschlusspräsentation in den Labs, bereitete meine Abreise vor und hatte einfach viel zu wenig Schlaf. Aber jetzt will ich nochmal ein klein wenig den Blog füllen, bevor es dann vollends vorbei ist.

Geburtstag: ich bin jetzt 25. Und so ein kleines Bisschen schockiert. Statistisch ist schon ein drittel meines Lebens rum. Aber man soll ja bekanntlich nur den Statistiken glauben, die man selbst gefälscht hat! Ich hab heut mittag selbst Spätzle geschabt, um meinen morgen Abreisenden Mitbewohner Martin, meinem Mitpraktikanten Michal und mir mein Geburtstagsessen zuzubereiten: Kässpätzle. Die ersten meiner selbstgeschabten waren allerdings so deformiert (wenn man es mit dem Normspätzle der schwäbischen Hausfrau vergleicht) dass ich eigentlich "Gschbäxtle" schreiben müsste, um Euch einen schriftlichen Eindruck der Unförmigkeit zu vermitteln. Aber es wurde immer besser.

Die Rückmeldungen auf meine Barttracht werden übrigens immer vielfältiger. Neben "sieht gut aus" (mein Mitbewohner), "scheusslich" (hauptsächlich Damen aus dem süddeutschen Raum), "geil" (mit einem unüberhörbaren Unterton der Schadenfreude von meinem kleine Bruder) gibt es jetzt auch eine nicht zu unterschätzende Gruppe, die mich auf dem Foto gar nicht mehr erkennt. Wie lustig. Hoffentlich gehts den Pfeiffen bei der Ausreise-Kontrolle nicht genauso.

Jetzt aber mal wieder ein wenig Ernsthaftigkeit: nach einem halben Jahr ist es an der Zeit ein wenig zusammenzufassen. Was hat mich verändert, was habe ich gelernt, was war wichtig?

1. Das mit der Susi und mir passt. Ich glaube, wenn man so eine halbjährige Trennung übersteht, dann ist das ein ganz gutes Zeichen. Das war zwar nicht wirklich schmerzfrei und selten elegant, aber im großen und ganzen souverän. So wie die Deutschen 96 Europameister geworden sind. Was will man mehr? Und wenn ich dann wieder daheim bin, wird unsere Beziehung so, wie die Deutschen hoffentlich dieses Jahr Weltmeister werden: Elegant, leidenschafltich, mitreissend, enthusiastisch, inspirierend (hoffentlich nicht ganz so transpirierend wie die Spieler) und tonnenweise Spass. Das ist der Plan fürs erste. Meiner zumindest.

2. Es gibt hier wirklich bemerkenswert helle Birnen. Von denen man viel lernen kann, wenn man sich traut zu fragen.

3. Manche meiner "Programmierkomplexe" waren unnötig. Zwar bin ich nicht gerade der Inbegriff des Hackers, aber wenn ich mich auf den Hosenboden setze, dann kann ich auch nützliches Zeug coden.

4. Wir Europäer sollten uns an vielem, was die Amerikaner gut und richtig machen eine Scheibe abschneiden. Gleichzeitig sollten wir auf dem, was wir für gut und richtig halten, beharren und einen Gegenpol, eine Alternative bieten. Das wäre wohl insgesamt hilfreicher, als bequemer Antiamerikanismus, wie er einem heutzutage durchaus öfters über den Weg läuft.

Ich mach einfach mal später weiter. Muss jetzt Geburtstag feiern.