Mittwoch, Mai 24, 2006

Schwarze Magie, Strahlen in Käfighaltung und das berühmte Quäntchen zuviel des Guten



Die beiden sehr langen, hochgewachsenen, kantig geformten Dinge, die ihr auf diesem Bild seht, sind ich und mein Käfig. Für alle, denen es schwer fällt, zu unterscheiden, ich bin der links. Und der Käfig hat keinen Bart.

Aber jetzt zur Geschichte des Bildes: ich habe versucht, zu messen, wie lange Daten brauchen, wenn sie von einem SPOT zum anderen geschickt werden. Von besonderem Interesse war für mich, wie lange sie brauchen, wenn sie dabei von mehreren Stationen weitergeleitet werden müssen (also mehrere HOPser machen müssen). Deshalb wollte ich in getrennten Läufen stoppen, wie lange sie für einen HOP, für zwei HOPs, für drei HOPs usw. brauchen. Leider ist das gar nicht so einfach, einen SPOT dazu zu zwingen etwas nicht direkt ans Ziel zu schicken, sondern über eine Zwischenstation.
Der naheliegendste Weg ist, die Dinger so weit auseinanderzulegen, dass Start und Ziel ausserhalb der jeweiligen Funkreichweite liegen. Und nur die Zwischenstation in Reichweite sowohl des Senders als auch des Empfängers liegt. Und genau da haperts. Denn Radiowellen sind schwarze Magie, wie mein Vorgänger hier in sein "Entwicklungsdokument" geschrieben hat. Es kann sein, dass man in stundenlanger Kleinarbeit alles so ausgerichtet hat, dass es klappt, und dann, ohne jede Vorwarnung vergrößert oder verkleinert sich die Reichweite einzelner SPOTs scheinbar willkürlich. Damit bricht dann die Verbindung zusammen, oder aber es besteht plötzlich eine direkte Verbindung zwischen Sender und Empfänger, und alle Messwerte sind versaut. Ob das an der metallischen Körperausdünstung meiner Kollegen, an der Bösartigkeit der Radiowellen selbst oder an den Ausserirdischen liegt, ist mir bisher noch schleierhaft. Glaubt mir, das hat das Potential, auch die sanftesten Gemüter in den Wahnsinn zu treiben.

Nach einem langen, erfolglosen Tag gestern habe ich in den Abendstunden beschlossen, etwas neues auszuprobieren. Auf den Ratschlag einiger obskurer Gestalten hin wollte ich einen Faradayschen Käfig bauen. Damit wollte ich meinen SPOTs eine etwas ungestörtere Umgebung bieten und sie von Ausseneinflüssen abschirmen. Ich hoffte, dass sich das ganze dann etwas regelmäßiger gestaltet und die Reichweiten etwas stabiler und berechenbarer würden.

Daheim hab ich dann ein paar Kisten auseinandergenommen und mit viel Liebe und Alufolie meinen Käfig gebaut. Hat mir Freude gemacht, mal wieder was mit Papier, Händen und Scheren zu basteln. Aus Versehen hab ich mir in den Pulli geschnitten. Das ist übrigens ein echter Vorteil an dieser ganzen Computergeschichte. Versucht mal, ein Loch in den Pulli oder eine Grasfleck in die Hose zu programmieren. Geht nicht! Man sollte Kinder nur noch mit Tastatur und Maus anstatt mit Scheren, Kleb, Bällen und anderem Terrorwerkzeug aufziehen.

Das Resultat der Anstrengung war dieses kantige, ultralange Ding, das ihr auf dem Bild seht (ihr wisst schon, das rechte, das ohne Bart). Der Käfig ist so lang, da ist wahrscheinlich sogar der David neidisch drauf.

Und heute morgen im Geschäft kam dann noch der Oberhammer. Ich hab ihn geerdet. Ich muss gestehen, dass es mir ein bisschen mulmig zu Mute war, als ich mit so einem komischen Bananen-Krokodil-Stecker in der Steckdose rumgestochert habe, um Kontakt mit der Erde zu kriegen. Denn schließlich weiß ich seit einem gewissen, nicht weiter zu erörternden, Ereignis aus meiner Kindheit, das sich tief in mein Gedächtnis (und auch ein bisschen in meine linke Handfläche) eingebrannt hat: Sachen, die keine Stecker sind, in Steckdosen zu stecken, das verbietet nicht nur Vati und Mutti, sondern auch der Gesunde Menschenverstand. Habs dann schließlich doch gemacht. Denn erstens bin ich ein Rocker, und zweitens lebe ich ja gerade nicht umsonst im Lande der unbegrenzten Entschädigungszahlungen. Wenn es mich verbrutzelt hätte, dann hätte ich im Falle meines Überlebens zweifelsohne ausgesorgt. Auf der Steckdose war schließlich kein Aufkleber, der vor Elektro-Idiotie gewarnt hätte.

Das Resultat war beeindruckend. Der Raum im inneren, war nahezu komplett von der Aussenwelt abgeschirmt. So weit ganz gut. Die hässliche Seite des Erfolges war, dass die Strahlen im Inneren durch die enge Form des Käfigs so stark gebündelt wurden, dass sich die Reichweite der SPOTs bei niedrigster Funkstärke ungefähr verzehnfacht hat. Da wars also nix mehr mit weitergeleiteten Daten. Alle SPOTs hatten direkte Verbindung zueinander. Ich stand also vor der Wahl, es entweder sein zu lassen, oder meinen Käfig um ungefähr 800 Meter zu verlängern. Ich hab mich für ersteres entschieden.

Wenn jemand von Euch verwendung für einen gutaussehenden, kantigen, hochgewachsenen Dingsbums mit metallischem Hautschimmer hat (also nicht ich, sonder der Käfig), dann meldet euch. Ansonsten werd ich versuchen, das ganze als Strahlungsgewehr ans US-Militär zu verhökern. Oder ich versuch damit, Lebensmittel oder Nasen von Kollegen zu braten. Posted by Picasa

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