Dienstag, April 11, 2006

Böse-Buben-Begegnung und durchgeknallte Drogenomi

Samstag wollten wir nochmal nach San Francisco. Susi verspürte heftiges Begehren, einen echten Pazifik-Sonnenuntergang zu sehen. So machten wir uns am Nachmittag mit Auto, Bahn und Bus auch zum angeblich schönsten Strand San Franciscos, dem "Baker Beach". Wir machten einen Zwischenstop im wirklich sehr schönen Golden Gate Park und dem japanischen Teegarten. Wo wir einen echten japanischen Grüntee getrunken haben. Was meine Lebenserfahrung in zweierlei Hinsicht erweitert hat: Zum einen, dass es wohl kein besseres Geschäftsmodell gibt, als warmes Wasser in kleinen Tassen zu großen Preisen zu verkaufen, und zweites, dass wohl nichts gibt was den Harndrang besser verstärkt als besagtes teures Wasser in kleinen Tassen. Das war ein Spass....

Baker Beach war dann ganz nett. Allerdings hatten wir dort eine Enttäuschung wegzustecken: Die Sonne ging nicht unter. Lag zum einen daran, dass die Sonne grundsätzlich nicht untergeht, sondern sich blos die Erde dreht, zum anderen an der doch etwas zu dichten Wolkendecke. Aber es war trotzdem schön. Und ein bisschen exotisch. Zumindest der Althippie, den wir dort getroffen haben. Das war sozusagen er Kaiser unter den Althippies. Ihr wisst schon, der Kaiser mit den neuen Kleidern. Mit den UNSICHTBAREN neuen Kleidern.

Aber der Knaller kommt noch. Auf der Rückfahrt hat eine ungefähr 10 köpfige Gruppe Latinos den Bus bestiegen. Und sofort begonnen mit riesigen Eddings den Bus zu verunstalten. Der Busfahrer hats nicht mitbekommen, weil wir ganz hinten waren. Ich, als alter Held hab mir natürlich sofort überlegt, ob ich die Verbrecher aufhalten sollte. Habe mich dann aber doch für Leib und Leben entschieden. Nicht wie Susi: Die hat einen am Ärmel gepackt und ihm gesagt, dass sie das, was er macht "total witzig" findet. Der Typ konnte leider (oder zum Glück) kein Deutsch, und ich glaube, er hätte ohnehin keinen Sinn für Susis beissenden Zynismus gehabt. So hat er sich also nicht von seinen Sudeleien abhalten lassen und munter weitergeferkelt. Was mich einigermaßen erleichtert aufatmen hat lassen. Ich sah mich schon durch ihr Heldentum in die missliche Lage gebracht, meinen Leib zwischen meine Holde und prasselnde Fäuste schieben zu müssen. Hätt ich glatt gemacht. Hoff ich zumindest. Falls ich mal Mutter Courage inszenieren muss, weiß ich jetzt wenigstens wie ich die Hauptrolle besetze.

Doch plötzlich wandte sich das Blatt: Eine ungefähr 60-jährige schwarze Frau fing an, laut rumzuschreien, nachdem sie zuvor die ganze Zeit still dagesessen hatte. Ich dachte "Klasse, dass endlich jemand den Mund aufmacht. Und eine alte Frau werden sie ja hoffentlich nicht verschlagen." Und es schien zu wirken. Sie hielten in ihrem Vandalismus inne und lauschten ihren lauten Worten. Je länger sie keifte und ich zuhörte, desto mehr wurde mir aber klar, dass sie ihnen keine Vorhaltungen machte, sonder Drogen anpries. Sie hielt eine leidenschaftliche Rede über die Vorzüge regelmäßigen Marijuanakonsums. Und sie erläuterte sehr genau, wie man sich im Krankenhaus eine Lizenz für legalen Erwerb zu medizinischen Zwecken besorgen könnte. Und als Höhepunkt ihrer Werbekampagne lies sie dann Haschkekse rumgehen. Die von den bösen Jungs natürlich begeistert angenommen wurden. Nur nicht von dem Jungen, der neben Stephen stand. Der lehnte danken ab. "Ich kann nicht, bin grad nur auf Bewährung draussen." Nette Gesellschaft.

Bis gestern dachte ich, dass mehr öffentlicher Personennahverkehr ein paar große Probleme dieses Landes lösen könnte. Jetzt bin ich mir sicher, dass öffentlicher Nahverkehr ein ganz großes Problem dieses Landes IST.

Bis neulich, Euer PKW Fan
Jochen

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