Montag, April 24, 2006

Maker Fair



Die letzte Woche war von der Arbeit her die tollste. Das lag an der Maker Fair. Ganz in der Nähe, in San Mateo fand an diesem Wochenende die Maker Messe statt. Der O Reilley Verlag verlegt seit diesem Jahr ein sogenanntes Makezine. Das richtet sich vor allem an Technik- und Bastelfreunde. Und hat ziemlich coole Artikel, wenn man sich für Wassergetriebene Raketen, selbstgebaute Windstromgeneratoren und solchen Schnickschnack interessiert. Wer gerne mehr darüber wissen will, sollte den Link auf der rechten Seite weiterverfolgen.

Da SUN ein großer Sponsor der Sache war und wir mit den Sun SPOTs die Hobbieisten als wichtige Zielgruppe haben, hatten wir auch einen Stand. Und da galt es dann natürlich auch ein paar fesche Demos zu basteln. So war ein guter Teil unserer Gruppe die letzte Woche dabei, Zeug für die Messe vorzubereiten. Und weil ich einen netten Manager habe, durfte ich für die Messe was machen, was gar nichts mit meinem eigentlichen Arbeitsgebiet zu tun hatte. Arshan gab mir einen rattenscharfen Bausatz für einen Roboterarm und einen Datenhandschuh und ließ mich mit meinen Spots drauflosbasteln.

Das war ein bisschen wie Weihnachten. Und mit sehr viel Spass verbunden. Ich habe noch nie im Leben einen Servomotor kontrolliert, geschweige denn Platinen gelötet um die Spannung an einem gehackten Datenhandschuh abzulesen. Aber (und das mag ich in den Sunlabs besonders) es gibt tolle Leute dort, die wirklich auf jede Frage geduldig antworten. Da wird einem zu keiner Zeit das Gefühl vermittelt, dumm zu sein, weil man was, was alle zu wissen scheinen, nicht weiß. Und so hab ich in dieser Woche viel gefragt und in mancherlei Hinsicht meine Jungfräulichkeit verloren: Platinen löten, die einzelnen Wiederstände im Handschuh ausmessen, einen Beschleunigungssensor auslesen und 7 Servomotoren kontrollieren. Es hat mir hat riesig Spass gemacht, mal was anderes zu machen und was neues zu lernen.

Und ich war überrascht, wie einfach all das letztendlich mit den SPOTs ist. Da schlagen alle Vorteile dieser Plattform voll durch. Die Arbeit in dieser Woche hat mich wirklich ziemlich davon überzeugt, dass das Teil als Produkt wirklich etwas sehr sinnvolles sein kann.

Das Ziel war, die Bewegungen, die man mit dem Handschuh an der Hand macht, mit dem Roboter gleichzeitig nachzumachen. Nach drei langen Arbeitstagen (ich wollte fertig werden, hatte noch Minusstunden von Las Vegas und daheim gibt es jetzt eh niemand mehr, der auf mich wartet) hat es dann Freitag nacht um elf richtig gut funktioniert. Sehr gut sogar. Meine Mitpraktikanten und Vorgesetzten waren begeistert, und am Samstag war das DER Hinkucker an unserem Messestand. Das hat mich wirklich gefreut.

Auch die anderen Messestände waren recht interessant. Da gab es riesige Lego Brücken und Kranen, Roboter, Raketen, eine Babbage-Maschine aus Metallbaukastenteilen, Elektronikbasteleien und (mein heimlicher Favorit) eine fünf Meter hohe Robotergiraffe, die über und über mit Neon-Leuchtschläuche und Lavalampen bestückt war und alle 20 Minuten zu kranker Musik durch die Halle gestelzt ist. Ich finde da kann Susi mit meinen Hobbies echt zufrieden sein. Da fühle ich mich regelrecht Pflegeleicht verglichen mit all diesen Geeks.

So, jetzt bin ich endlich wieder mit meinem Blog auf neuestem Stand. Und muss Euch nicht weiter mit Text zuschütten. Zumindest nicht, bis etwas neues, aufregendes passiert. Hier, am Ende der Welt.

Die Welt - ein Dorf, Teil II


Diese Woche hab ich gleich zweimal Klaus und Maria Schäfer getroffen. Ich wurde zu Snyders zum Dinner eingeladen und habe dort einen schönen Abend verbracht. Und heute am Sonntag waren wir zusammen in San Juan Bautista Mission. Das ist eine der Missionen, die die Spanier aufgebaut haben. Der Prediger in der katholischen Messe hat mich sehr positiv überrascht. Das war ein Franziskanermönch, der unter seinem Gewand knallweiße Turnschuhe anhatte. Und sehr lebendig und überzeugend gepredigt hat. Das war fein. Und nach dem Gottesdienst haben die dann hinter der Kirche noch ne nette Sing und Tanzsitzung hingelegt. Nett anzuschaun.

Der Frühling kommt, meine Sonne geht


Am Mittwoch ist Susi gegangen. Sie fehlt Martin (meinem Mitbewohner) und mir (auf etwas intensivere Art und Weise) schon sehr:

Niemand mehr da, der für mich lacht,
niemand mehr da, der Essen macht,
niemand mehr da, der Unordnung rügt,
der durch mein wildes Barthaar pflügt,
niemand, der meinen Nacken massiert,
niemand, der sich die Beine rasiert,
niemand mehr da, der schwäbisch versteht,
mit mir mal kurz zum Einkaufen geht.

Das waren wirklich sieben wunderschöne Wochen. Die schönsten sozusagen. Und ich bin dankbar dafür.

Sonntag, April 23, 2006

Death Valley


Auch beim Death Valley fällt mir eigentlich nur die Susi als Vergleich ein. Nicht weil sie auch nur ansatzweise tot wäre, sondern weil sie auch so heiß ist. Wobeis im Death Valley auch kalt sein kann. Oben auf dem Aussichtspunkt zum Beispiel. Dafür gibts dann von dort tolle Bilder.

Zwischen 9 und 26 Grad gabs alles. Perfekte Voraussetzungen also, um meine Erkältung, die ich ohnehin schon hatte, noch etwas zu kultivieren. Jetzt hab ich ein sehr sonores, brustiges Husten und gelegentliche explosionsartige Niesattacken. Aber das war es schon wert. Und nachdem ich auf echten Schotterpisten rumgepirscht bin, hat sich auch mein Pseudo-Jeep echtes Lob verdient.

Ansonsten lasse ich jetzt über unseren Trip einfach mal die Bilder sprechen.

Las Vegas


Gesponnen. Dieses Wort muss einfach am Anfang eines Eintrages stehen, der sich um Las Vegas dreht. Eine Millionenstadt mitten in der Wüste. Hotels, die versuchen, Kultur auf obskure Art und Weise zu kopieren, in dem sie Venedig, Paris, New York oder das antike Rom nachbauen. Und, als ob all das noch nicht verrückt genug wäre, haben manche der Hotels eine Achterbahn im Haus. Unseres zum Beispiel. Was mir gut gefallen hat, war, das die Hotels ziemlich günstig sind, weil im Durchschnitt 89 % der Touristen 500 Dollar im Casino einsetzt. Da lockt man sie dann mit billigen Preisen in die Stadt.

Susi und ich besuchten am Sonntag einen Gottesdienst, danach zogen wir für 5 Stunden mit Christian und Stephen über den Strip. So heißt der Las Vegas Boulevard in der Touristenfachsprache. Abends besuchten wir dann eine American Superstars Show im Stratosphere.

Abends wollte ich dann doch mal 5 Dollar aus Spiel setzen. Aber Glücksspiel scheint mir nicht wirklich zu liegen: Nach dem ich nach einer nervenaufreibenden halben Stunde stupiden Knöpfedrücken am Penny-Slot Automat aus einem Dollar 1,01 Dollar gemacht habe, beschloss ich, mir den Gewinn auszuzahlen. Worauf der Automat wegen einem Papierstau abgestürzt ist. Aber das wurde schnell vom Casino gerichtet. Dann wollte ich etwas spielen, das etwas mehr "Flair" hat. Also ging ich zum Roulettetisch. Die Frau dort bezweifelte, dass ich schon 21 sei. Das hat mir echt gefallen. Dass ich noch jung und frisch aussehe, und das spät abends! Wer jetzt interesse an meiner anti-aging Creme hat, möge sich in etwas diskreterem Rahmen bei mir melden. Die Frau wollte also meinen Perso sehen und rief ihre Vorgesetzte. Die war ein junger hüpfer und sagte sobald sie mich sah: "Der ist ja älter als ich, klar darf der spielen." Die Situtation spitzte sich aber rasch wieder zu, als sie mir erklärte, dass das Gesicht auf meinem Ausweis nicht mein Gesicht sei. Dass man mein Gesicht jung oder alt finden kann, leuchtet mir ein. Aber wie man auf den Trichter kommen kann, dass mein Gesicht nicht mein Gesicht ist, das ist mir schleierhaft. Obs an den Piercings liegt? Weil ich dachte, sie macht ein Späßle, hab ich zunächst auch gar nicht geantwortet, sondern nur gelacht. Bis der Vorgesetzte der Vorgesetzten gerufen wurde. Entweder mein authentischer (zum Perso passender) Gesichtsausdruck, mein knallhartes und männliches Auftreten, oder einfach der 5 Dollarschein, den ich in seinem Casino verspielen wollte scheint ihn dann überzeugt zu haben, dass ich ich bin und ausserdem älter als 21 Jahre. Ich durfte ran.

Das ganze Hickhack hat mich aber dermaßen kirre gemacht, dass ich meine Spielstrategie verpeilt habe. Ich wollte entweder auf Rot setzen (Gewinnwahrscheinlichkeit 50 %) weil Susi rote Haare hat, oder auf die 28 (Gewinnwahrscheinlichkeit 3%) weil das Susis Geburtstag ist. Stattdessen hab ich dann auf das rote Feld neben der 28 gesetzt, also die 27. Und wo bleibt die dumme Kugel liegen? Auf der 28. Knapp an 180 Dollar vorbei. Aber es hat in mir die Erkenntnis bestärkt, dass es einfach Schwachfug ist. Das hätte ich zugegebenermaßen auch 5 Dollar billiger haben können, aber probieren wollt ichs halt mal...

Grand Canyon


Am Osterwochenende machten wir uns auf zu unserem letzten großen Ausflug mit Susi. Wir hatten Grand Canyon, Las Vegas und Death Valley in vier Tagen geplant. Das sind 3000 Kilometer Autofahrt und wird selbst von Amerikanern als ein bisschen gesponnen betrachtet. Ich hab mir zwei Tage frei genommen und so sind wir schon Freitag morgens aufgebrochen. Susi, Christian, Stephen und meinereiner. Die Fahrt wahr hauptsächlich lang, manchmal sehr windig und ansonsten lang. Und, das sollte man durchaus hervorheben: sehr lang. Wenn ich nicht wüsste, dass es ungefähr 10 Stunden wahren, würde ich sagen endlos lang. Aber wer würde sich nicht gerne endlos lange mit Susi im gleichen Auto aufhalten?

Wir sind dann abends in Flagstaff angekommen, haben in einem nostalgischen american Diner zu Abend gegessen und uns in unserem Hostel eingerichtet. Das ist wirklich nett und günstig. Liegt aber direkt an der Bahnlinie. Und wie ich ja schoneinmal erwähnt habe gibt es in Amerika wohl keine Bahnübergänge ohne Huppflicht für den Güterzug. Und weil der Güterzug auch Nachts alle 30 Minuten kommt, dann sind das echte Partynächte. Aber wer würde nicht gerne mit Susanne laute Partynächte durchleben?

Am Samstag morgen gings dann auf zum Grand Canyon. Das war einfach ein Erlebnis der Superlative. Die Schluchten waren so tief, da fällt mir als einziger würdiger Vergleich Susis Weisheit und Güte ein. Wir sind auf der Südkante rumgewandert und haben auch gelegentlich den Shuttlebus genommen. Das war witzigerweise ein Bus, in dem man stehen durfte, wenn er vom Anfangspunkt zum Endpunkt der Shuttlelinie gefahren ist, auf dem Rückweg aber nicht. Demzufolge gibts dann an der Endstation immer mehr Leute, die zurückwollen, aber keinen Platz im Bus finden. Cleveres System, gell?!

Abends sind wir dann noch über den Hooverdamm, der den Colorado River aufstaut nach Las Vegas gefahren. Das war sehr beeindruckend, wenn man nach stundenlanger Wüstenfahrt, in der man am Nachthimmel zahlreiche Sterne sieht, ganz plötzlich nach einer Bergkuppe in das (auch nachts) gleißende Licht der gigantischen Großstadt einfährt. Das war so strahlend, da fällt mir als würdiger Vergleich eigentlich nur Susis Lächeln ein. Mehr davon im nächsten Eintrag.

Die Welt - ein Dorf


Wir waren beim Basketball in Oakland. Die Golden State Warriors gegen die Dallas Mavericks. Da haben wir Dirk Novitzki gesehen. Wenn auch nur aus der Ferne. Und sind inmitten zahlreicher Deutschen gesessen.

Wieder einmal haben wir festgestellt, dass hier der Sport nur eine von mehreren Shows ist, die dem Kunden geboten werden. Ständig gibt es Werbepausen, in denen dann Merchandising-Artikel mit T-Shirt-Kanonen in die Menge geschossen werden, Bands auftreten und ganze Herden knackinger Chearleader mit dem Allerwertesten wackeln. Ganz unterhaltsam, aber bei einem Basketballspiel nicht das, was ich in erster Hinsicht erwartet hätte. Weil das Spiel über 100 Punkte hatte, haben alle Zuschauer einen Gutschein für einen BigMac bekommen. Die spinnen die Amis.

Auf dem Heimweg in der Bahn dachte ich dann irgendwann, das mir das Gesicht von einem Typ in nächsten Wagon bekant vorkommt. Und ganz locker, wie ich es mir bei den Amis in der Zwischenzeit abgeschaut habe, bin ich dann an der nächsten Haltestelle in den nächsten Wagen gerannt und hab in angequatscht. Und Tatsache: Es war der Bernhard, Info-Student aus Karlsruhe, der jetzt hier bei VM-ware arbeitet. Als Diplomand und dann gleich als Berufseinsteiger. So ists halt. Die Welt ist ein Dorf.

Dienstag, April 11, 2006

Toller Abend



Gestern abend waren wir zu Samita zum Essen eingeladen. Sie wohnt in Sunnyvale in einem netten kleinen Haus. Es gab indisches Essen (Hünchen, Shrimps, Kartoffeln, Reis, Salat, Gemüse und Dipp). Sehr lecker. Und sehr schön. Samita, ihr Mann und ihr 14-jähriger Sohn sind sehr nette Leute, die schon viel von der Welt gesehen haben und sehr gastfreundlich sind. Und sie interessieren sich für Fussball - da war dann gleich etwas Gesprächsstoff da. Das war fein. Wir fühlten uns sehr wohl, und so war es ratzfatz halb eins, bis wir wieder heimgekommen sind.

Aber nette Gesellschaft wiegt wenig Schlaf locker auf. So schön es war, Samita wiederzusehen, so traurig ist es aber auch, nicht mehr für sie zu arbeiten. letzte Woche hat Sun hier nochmal 200 Leute entlassen. Die Zeiten werden hart. Auch hier.

Gestern morgen waren wir zusammen in der Kirche. Und da sagt der Pfarrer am Ende der Predigt: Denk darüber nach, womit Gott Dich in den letzten 40 Tagen gesegnet hat. Und da rechnet der Jochen nach, und was kommt raus, was vor genau 40 Tagen passiert ist?! Susi ist angekommen. Da wars für mich eine relativ einfache Antwort. Schön, wenn so was passiert, gell.

Böse-Buben-Begegnung und durchgeknallte Drogenomi

Samstag wollten wir nochmal nach San Francisco. Susi verspürte heftiges Begehren, einen echten Pazifik-Sonnenuntergang zu sehen. So machten wir uns am Nachmittag mit Auto, Bahn und Bus auch zum angeblich schönsten Strand San Franciscos, dem "Baker Beach". Wir machten einen Zwischenstop im wirklich sehr schönen Golden Gate Park und dem japanischen Teegarten. Wo wir einen echten japanischen Grüntee getrunken haben. Was meine Lebenserfahrung in zweierlei Hinsicht erweitert hat: Zum einen, dass es wohl kein besseres Geschäftsmodell gibt, als warmes Wasser in kleinen Tassen zu großen Preisen zu verkaufen, und zweites, dass wohl nichts gibt was den Harndrang besser verstärkt als besagtes teures Wasser in kleinen Tassen. Das war ein Spass....

Baker Beach war dann ganz nett. Allerdings hatten wir dort eine Enttäuschung wegzustecken: Die Sonne ging nicht unter. Lag zum einen daran, dass die Sonne grundsätzlich nicht untergeht, sondern sich blos die Erde dreht, zum anderen an der doch etwas zu dichten Wolkendecke. Aber es war trotzdem schön. Und ein bisschen exotisch. Zumindest der Althippie, den wir dort getroffen haben. Das war sozusagen er Kaiser unter den Althippies. Ihr wisst schon, der Kaiser mit den neuen Kleidern. Mit den UNSICHTBAREN neuen Kleidern.

Aber der Knaller kommt noch. Auf der Rückfahrt hat eine ungefähr 10 köpfige Gruppe Latinos den Bus bestiegen. Und sofort begonnen mit riesigen Eddings den Bus zu verunstalten. Der Busfahrer hats nicht mitbekommen, weil wir ganz hinten waren. Ich, als alter Held hab mir natürlich sofort überlegt, ob ich die Verbrecher aufhalten sollte. Habe mich dann aber doch für Leib und Leben entschieden. Nicht wie Susi: Die hat einen am Ärmel gepackt und ihm gesagt, dass sie das, was er macht "total witzig" findet. Der Typ konnte leider (oder zum Glück) kein Deutsch, und ich glaube, er hätte ohnehin keinen Sinn für Susis beissenden Zynismus gehabt. So hat er sich also nicht von seinen Sudeleien abhalten lassen und munter weitergeferkelt. Was mich einigermaßen erleichtert aufatmen hat lassen. Ich sah mich schon durch ihr Heldentum in die missliche Lage gebracht, meinen Leib zwischen meine Holde und prasselnde Fäuste schieben zu müssen. Hätt ich glatt gemacht. Hoff ich zumindest. Falls ich mal Mutter Courage inszenieren muss, weiß ich jetzt wenigstens wie ich die Hauptrolle besetze.

Doch plötzlich wandte sich das Blatt: Eine ungefähr 60-jährige schwarze Frau fing an, laut rumzuschreien, nachdem sie zuvor die ganze Zeit still dagesessen hatte. Ich dachte "Klasse, dass endlich jemand den Mund aufmacht. Und eine alte Frau werden sie ja hoffentlich nicht verschlagen." Und es schien zu wirken. Sie hielten in ihrem Vandalismus inne und lauschten ihren lauten Worten. Je länger sie keifte und ich zuhörte, desto mehr wurde mir aber klar, dass sie ihnen keine Vorhaltungen machte, sonder Drogen anpries. Sie hielt eine leidenschaftliche Rede über die Vorzüge regelmäßigen Marijuanakonsums. Und sie erläuterte sehr genau, wie man sich im Krankenhaus eine Lizenz für legalen Erwerb zu medizinischen Zwecken besorgen könnte. Und als Höhepunkt ihrer Werbekampagne lies sie dann Haschkekse rumgehen. Die von den bösen Jungs natürlich begeistert angenommen wurden. Nur nicht von dem Jungen, der neben Stephen stand. Der lehnte danken ab. "Ich kann nicht, bin grad nur auf Bewährung draussen." Nette Gesellschaft.

Bis gestern dachte ich, dass mehr öffentlicher Personennahverkehr ein paar große Probleme dieses Landes lösen könnte. Jetzt bin ich mir sicher, dass öffentlicher Nahverkehr ein ganz großes Problem dieses Landes IST.

Bis neulich, Euer PKW Fan
Jochen

Freitag, April 07, 2006

Autoblamagen und Yosemite

Da simmer wieder. Susi ist nicht mehr lange da, deshalb fangen wir so langsam mit unserem Sehenswürdigkeiten-Endspurt an. Letztes Wochenende wollten wir in den Yosemite-Park.
Da braucht man Schneeketten, da das Yosemite-Tal relativ hoch liegt. Deshalb bin ich Freitag abends noch nach Feierabend losgetigert, um Schneeketten zu kaufen. Nachdem ich Susi schon letztes Jahr eine Kette geschenkt hatte, dachte ich, mich zu den erfahrenen Kettenkäufern zählen zu können, und hoffte das ganze schnell, präzise und reibungslos über die Bühne zu bringen. Dass es mehr als 15 Stunden gedauert hat, bis ich dann endlich alles hatte was ich brauchte (Schneeketten und das passende Auto dazu) hat mich ehrlich überrascht. Und das kam so:

Der Schneekettenladen meines Vertrauens war schon zu. Aber selbstbewusst wie ich mittlerweile bin, hab ich einfach angeklopft. Der Typ hat mir aufgemacht, aber nur gemeint dass sie schon zu haben. Mit knallharter Argumentation (zu 5%) und wahrscheinlich reichlich armer-hilfloser-Ausländer-Sympathie-Bonus (zu 95%) konnte ich dann doch noch rein. Allerdings musste ich selbst schauen, obs was passendes gibt. Eine Viertelstunde später war ich sicher, dass die Zahlenkombination, die auf meinen Reifen stand auf keiner der Ketten zu finden war. Also hab ich mich bedankt und bin heim. Dort wollte ich dann im Handbuch des Autos nachlesen ob ich auch andere Größen verwenden kann. Und ratet, was das Handbuch sagt: Es ist ausdrücklich verboten, dieses Auto mit Schneeketten zu betreiben. Es ist zu wenig Freiraum vorhanden, so dass Schneeketten die Bremsen und Federung beschädigen würden. Wenn man ein anderes "Traktionshilfsgerät" verwenden möchte, muss dies (a) ein anderes Wirkprinzip als Schneeketten haben und (b) vom Hersteller für die Verwendung mit diesem Auto freigegeben sein. Wie sowas wohl aussehen könnte? Traktionszauberstäbe? Salzstreuer? Ein Föhn am Unterboden? Saudumm. Und sowas in einem Land, wo die Autos alle nur Sommerreifen haben. Was ich gemacht hätte, wenn ich, der Ingenieur, der das verbockt hat, und Schneeketten zur selben Zeit am selben Ort gewesen wären, sollte ich hier besser nicht ausführen. Jetzt hab ich also so einen Pseudo-Geländewagen (so ein Auto, über dessen kranken Spritverbrauch ich mich total aufregen müsste, wenn ichs nicht selber führe).

So kam es, dass ich mir ein neues Auto besorgen musste, das zu Schneeketten passt, anstatt andersrum. Und danach eben noch Schneeketten kaufen. So kamen wir statt Samstags um 6 erst um halb elf weg. Aber es hat nach vierstündiger Fahrt noch zu einer netten Wanderung im Tal gereicht. Dort kann man Stellenweise zwischen den Rehen oder Hirschen rumlaufen. Das macht Spass. Wieder einmal hab ich bemerkt, dass Susi in Sachen eleganter Bewegung selbst einer Hirschkuh noch was vormacht.

Nach einer Nacht in einem kleinen aber netten Hostel machten wir uns am Sonntag zu unserer Heldentat auf: In nur 3 Stunden machten wir beinahe 1000 Höhenmeter zum oberen Yosemite Wasserfall. Die letzte Stunde davon in tiefen Schneefeldern. War wirklich lustig. Vor allem das Runterkommen. Bilder davon werd ich noch hierherstellen.

Und wenn wir grad schon mal beim Wandern sind: In den Pinnacles waren wir auch noch einmal. Dass es die Susi auch mal erlebt. Dieses mal sogar mit Taschenlampen für die Höhle. Das heißt diesmal war es in der Höhle nicht wirklich dunkel. Dafür halt ein bisschen nass. Bis zu einem halben Meter. Aber wir sind ja wasserdicht. Und so einmal im Monat schadet es gar nix, wenn man die Füße wäscht.

Bis neulich