Mittwoch, Juni 11, 2008

Nackte Angst unter Frisösen

Gestern war ich beim Frisör. Und, wie es meinem Alter und Gemüte angemessen ist, war ich bei einem jugendlichen und äußert hippen Frisör. Wo die Frisösen diverse Metallapplikationen im Gesicht tragen und man sich sofort duzt. Nach dem üblichen anfänglichen Geplänkel, das mich als entscheidungsmüden Menschen immer überfordert (Was willst Du denn? Wie kurz? Mit der Maschine oder nicht? Gut so?) stellte sich eine kurze Gesprächspause ein. Was eigentlich ganz wohltuend war. Bis die Dame mit der Schere ganz verunsichert fragte, ob ich sehr unzufrieden sei, ich würde so böse kucken. Das wiederum hat mich etwas verunsichert. Ich habe nämlich eigentlich ganz andere Lebensziele als ständig armen Frisösen und anderen Zeitgenossen große Angst mit bösen Blicken einzujagen. Ich konnte sie damit beruhigen, dass ich immer so schaue, wenn ich entspannt bin. Ob sie es geglaubt hat, weiß ich nicht, aber wenigstens hat ihre Hand nicht gezittert. Und das ist viel Wert wenn jemand mit scharfen Werkzeugen an Körperteilen rummacht, die entweder lebensnotwendig oder für den optischen Gesamteindruck durchaus relevant sind. Wenn ich nur ein halbes Ohr hätte, wäre wohl die Angst, die ich der Restmenscheit einflöße noch gewaltiger.

Derzeit spiele ich mit dem Gedanken, mir eine Variation des T-Shirts zu erstellen, auf dem ich einmal gelesen habe "Ich bin nicht tot, ich rieche nur so". Bei mir hieße das dann halt: "Bin nicht böse, kucke nur so".

PS: Wenn sich jetzt wieder jemand beschwert, der nach nackten Frisösen gegoogelt hat, und dann meine Seite gefunden hat, dann soll er sich einfach hinten anstellen. Ich kann nicht alle Erwartungen ans Internet erfüllen...

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