Mittwoch, Juni 11, 2008

Letzte Hilfe

Als Lehrer muss man helfen können. Nicht nur beim Lernen, auch wenn sich mal ein Schützling verletzt. Und da sollte dann durchaus eine gewisse Souveränität im Umgang mit herausfordernden Situationen vorhanden sein. Deshalb musste die Susi vor kurzem einen Kurs absolvieren, in dem angehende Lehrer und altgediente Trucker gemeinsam in die Kunst des Ersthelfers eingeführt wurden.

Am zweiten Tag des Kurses sollte das Gelernte in einem Rollenspiel angewendet werden. Susi durfte Opfer spielen und stellte die geforderten Verletzungssymptome (Bewußtseinsverlust, Erbrechen, diffuser Schmerz) realitätsnah dar. So realitätsnah, dass die Kursleiterin sie nach kurzer Zeit aus dem Spiel nehmen und nach draußen bringen wollte.

Als das Mißverständnis geklärt war nahm sich schließlich ein anderer Kursteilnehmer ihrer an (ca. 40-jähriger Lastwagenfahrer, mutmaßlich türkischer Herkunft). Susi spielte ein langsames Erwachen aus ihrer Bewusstlosigkeit und stöhnte bei jeder Berührung aufgrund der starken Schmerzen, die sie hatte. Auf die Nachfrage, was und wo es ihr wehtäte äußerte sie nur undeutlich, dass sie überall Schmerzen habe. Daraufhin beschloss ihr Ersthelfer, ihr das Bein abzubinden und setzte es auch gleich in die Tat um.

Bei der anschließenden Manöverkritik wurde dieses Vorgehen gerügt. Schließlich sollte das Abbinden einer Extremität nur als letzte Maßnahme bei extremem Blutverlust durchgeführt werden. Die Kursleiterin fragte nach, was man den machen könnte, wenn eine Frau äußere, ihr tue alles weh. Zugegeben, eine schwierige Frage. Aber der in die Enge getriebene Ersthelfer blieb auch hier souverän: "Was kann man machen, wenn einer Frau alles weh tut? - Massage!"

Großartig, gell. Wenigstens wäre das ein schöner Tod: Schwerverletzt an einer Unfallstelle, vielleicht fälschlicherweise das Bein abgebunden, aber von den starken Händen eines zur letzten Hilfe geeilten Lastwagenfahrers sanft massiert...

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