Dienstag, Januar 30, 2007

Man ist, was man isst - nennt mich Lupini

Dienstag ist Mensatag. Für manche hört sich das nach langweiliger Massenabfertigung an, wenn man das mit der richtigen Einstellung und vor allem am richtigen Schalter angeht, kann das aber ein tolles Abenteuer mit total aufregenden Überraschungen sein. So wie heute zum Bleistift:

An Linie 1 gabs laut Anzeige "Lupinenschnitzel mit Schwenkkartoffeln und Gemüse". Weil weder Heiner noch ich wusste, was das ist, beschlossen wir den gedruckten Aushang zu konsultieren. Der erläuterte zu unserer Erheiterung nicht den Begriff Lupinenschnitzel sondern beschrieb das Essen an Linie 1 als "Eieromelette mit Schwenkkartoffeln und Gemüse". Neugierig wie Kinder mit der Kinderüberraschung stellten wir uns an, ins Gespräch vertieft ob nun Lupinenschnitzel das Gleiche wie Eieromelette sei. Könnte aber auch eine Speise gefertigt aus den Eiern sein, die von Lupinen gelegt werden?!

Heiner dachte nämlich, dass Lupinenschnitzel was mit Fisch ist. Faszinierenderweise sah das, was man dort auf die Teller legte weder aus wie Fisch, noch wie Ei, sondern wie ein rechteckiges frittiertes Backofen-Gemüserösti. Oder riesen Fischstäbchen. Und als die Frau an der Essensausgabe auf unsere Frage, was das denn sei, nur mit einem verzweifelten Achselzucken ihrer Ahnungslosigkeit Ausdruck gab, beschloss Heiner lieber die Leberknödel zu essen. Da weiß man zwar auch nicht, was drin ist, aber da sind sich die Leute wenigstens einig, was eigentlich drin sein müsste.

Ich dagegen habe gedacht, dass nur wer wagt gewinnt. Und entschied mich für das Vielleicht-Fisch-Eier-Omellette-Lupinen-Schnitzel. Und kaum hatte ich es auf dem Teller, da hörte ich, wie die Fachkraft für Essensausgabe auf die Frage eines Mädchens in der Schlange, ob das gebackener Käse sei, mit gespielter Sicherheit "Ja" verlauten ließ.

Nach dem Essen bin ich nicht wirklich klüger. Es war wohl was von allem drin. Ausser Fisch und Ei. Also eigentlich nur Gemüse und Käse. Aber eine Trefferquote von 50 Prozent erscheint mir hinreichend.

Wusstet ihr eigentlich, dass meine Eltern meinen Zweitnamen nach Wolfgang Lupino wählten? Dass war ein Armenier, und einer der ersten Vorkämpfer für mehr Transparenz in der Lebensmittelindustrie.

Machts gut und esst gesund!

(übrigens sagt Wikipedia, dass Lupinen Pflanzen sind, auf die nicht wenige allergisch reagieren - vielleicht bald mehr vom kratzenden Jochen)

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Ich brauchs nicht essen ich heiß' schon so.
Hallo Jochen,
hab über Dritte erfahren dass du hier Löcher in den Bauch meiner Mittagsessensprivatsphäre bohrst.

Bin erstaunt was du alles veröffentlichst.
Da weiss also dank Internet jeder auf der Welt, der es wissen will, was ich und was ich nicht zu Mittag esse.
Gut, dass für die restlichen sechs Tage in der Woche der Mittagsessensdatenschutz für mich gewahrt ist, so dass man noch keine Essensprofile von mir erstellen kann.

Zur Wolfsbohne: Ich stand auch rätselnd vor diesem Wikipediaartikel, der mir nicht weiterhalf, und wusste nicht wie ich diese Lila blüten mit den faden Teigtaschen in Verbindung bringen konnte.

Fisch war es ja augenscheinlich nicht. Fischstäbchen zeigen ja dass man auch Fisch bis zur Unkenntlichkeit verformen kann. Doch obwohl ich den Verwandlungskokünsten der Mensaköche fast alles zutraue, müssten doch mindestens ein paar Geschmacksüberreste von einem dt. Seeteufel/lat. Lophius/frz. Loup vorhanden gewesen sein.

Aber ich glaube ich bin auf die Lupinenconnection gekommen.
Anscheinend wird auch eine Art Tofu aus dem Eiweiss der Bohnen dieser Wolfblume gewonnen. Und so gelingt es doch diese imposante Blume zu unscheinbaren Mensakäseteigtaschen zu verwursten.

Lupus

Sara L. hat gesagt…

Hallo Jochen, hallo Wolf ...

gerade bin ich von einer USA-Reise wiedergekommen, und stolpere auf der Suche nach getrockneten Lupini im Internet über euren Blog.
Mit den Lupini ist das wohl so: ursprünglich kommen sie aus dem Mittelmeerraum, in Süditalien und Portugal stehen sie regelmäßig als Snack oder im Salat auf dem Speiseplan. Sie haben einen hohen Eiweissanteil, und sind Bohnen in Salzlake nicht unähnlich. Meistens schwimmen sie hellgelb in Einweckgläsern rum. Es gibt sie aber auch getrocknet, dann sind sie wesentlich billiger und man muss sie tagelang wässern um die Bitterstoffe zu entfernen. Dieses Abenteuer wollte ich nun -mittlerweile Lupinisüchtig- hier in Deutschland bestreiten und suche nun nach getrockneten Lupini. Sieht allerdings ganz so aus als müsste ich die aus den USA selbst importieren... und nun die Gretchenfrage... woher hatte eure Mensa Lupini??? Das Leben bleibt rätselhaft.

Bester Gruss: Sara