Das ist die Lotta. Wenn ich nicht genau wüsste, dass sie eines äußerst schwarzwälderischen Ursprungs ist, würde ich aufgrund ihres Namens und Gemütes viel Geld darauf verwetten, dass sie direkt aus einem Astrid Lindgren-Buch entsprungen ist.
Am Sonntag hab ich sie mal wieder in der Kirche getroffen. Und wie man das unter seriösen methodistischen Kirchenbesuchern so macht, war sie frech und im Gegenzug haben wir großen (die Susi, Lottas starker Vater und ich) uns gewehrt. Aber sie hat angefangen. Echt! Ihr Vater hat sie verkitzelt, die Susi hat ihr einen Schuh geklaut und ihn an mich weitergegeben.
Und ich hab mir den Schuh auf den Kopf gestellt. Ich habe mir eigentlich das erhebende Gefühl unglaublicher Körpergröße versprochen, das sich zumeist einstellt, wenn jemand vergeblich versucht etwas von meinem Kopf zu reißen. 1,72 m sind schließlich nicht Nichts. Zumindest für Kinder in gewissem Alter.
Zu meiner Verwunderung hat Lotta nichts dergleichen versucht. Nein. Sie hat sich gefreut. Sie hat regelrecht gestrahlt. Sie ist strümpfig zu ihrem Vater gelaufen, hat mit dem Finger auf mich gezeigt und vergnügt gerufen: "Kuck mal, Papa. Ich bin in Hundekacke getappt!"
Zum Glück regnets jetzt seit zwei Tagen beinahe ununterbrochen. Das hilft mir dabei, mich selbst wieder zu mögen...
Sommer in Stammheim 2011
vor 13 Jahren