Mittwoch, März 22, 2006

Wilde Nageleien, sentimentale Retrospektiven und maßlose Schilderkratie

Wo fang ich da nur an? Es gibt viele Neuigkeiten und um nicht in heillosem Durcheinander zu enden, scheint es mir geboten, kurz innezuhalten um hernach einen kleinen Überblick zu bieten. (sammelndes Schweigen ...)

Ich wurde genagelt. Krass, oder? Und zwar in den rechten Hinterreifen. Aus zweierlei Gründen war ich aber gar nicht so sehr betroffen: Erstens, es ist ein Mietwagen. Ich hab meine Mitpraktikanten schon öfters sagen hören "Don't care - it's a rental" also "macht nix, es ist ja ein Mietwagen". Und diesesmal wars ich, der so gedacht hat. Da wechselt man kurz den Reifen und tauscht ihn dann um. Die Sorgen sind also überschaubar. Zweitens: Ich habe für letztes Wochenende mit Martin das Auto getauscht. Weil Susi und ich nach LA wollten, und man dort ja Schneeketten braucht. Unsere passen nur auf Martins Auto. Deshalb sind wir mit Martins (intaktem) Auto verreist, während er unseres behalten hat. Und am Feierabend erstmal festgestellt hat, dass er einen Platten hat. Des einen Freud, des andern Leid :).
Was mich aber doch etwas betroffen macht, ist, dass ich glaube, dass das kein Unfall war. Innerhalb drei Wochen war das jetzt nach Martins und Christians Auto der dritte Wagen von uns Praktikanten, der einen Nagel im Hinterreifen hat. Da muss man schon sehr naiv sein, um keine Verschwörungstheorien zu formulieren. Und ich glaube, wenn das so weitergeht, dann hat auch irgendwann der Mann von der Mietwagenfirma keine Lust mehr, seinen "Nagelpratikanten" eine neue Kiste zu geben.
Hoffentlich ist die Sache jetzt erledigt. Damit, dass ich heute den Inbegriff des hässlichen Autos bekommen habe. Einen Chevi HR. Aber so lang er vier (aufgepumpte) Räder hat und fährt, solls mir recht sein.

Auto ist ein gutes Stichwort. Denn ich musste diese Woche öfters an unseren alten Opel denken. Der zwar gegen Ende immer mehr und immer dümmere Macken hatte (ich sag nur "Türenöffnen für Fortgeschrittene und Experten"), aber mir über die Jahre halt trotzdem ans Herz gewachsen ist. So gehts mir mit meinem Laptop. Denn seit gestern hab ich meinen neuen. Und damit ein paar Sorgen weniger. Denn beim neuen tut meistens die Stromversorgung und der Bildschirm gleichzeitig. Was das Arbeiten erleichtert. Leider kann ich mit dem neuen noch nicht gleich im Geschäft arbeiten, weil unsere Entwicklungsumgebung noch nicht auf diesem Typ Rechner laufen kann. Aber das kommt hoffentlich bald. Bis dahin hab ich jetzt Zeit, Abschied zu nehmen. Von den Macken und vor allem vom vertrauten Lüftergebrüll.

So, jetzt aber noch ein paar Takte zum Wochenende. Wie gesagt, wir waren zu zweit in Los Angeles. Unser Hostel war direkt auf dem Hollywood-Boulevard. Also dort, wo die Sterne im Gehsteig sind. Es war relativ günstig, dafür war es eben auch ein echtes Hostel, ohne jeden Comfort. Das Mobiliar bestand hauptsächlich aus einer Matratze und an den Waschbecken gabs keine Seife, ausser man hatte zufällig selbst welche in der Hosentasche. Aber zum Schlafen wars fein. Mit Bummeln, Universal-Studios und Santa Monica war das Programm fast das selbe, wie beim letzten LA Wochenende mit den Praktikanten, aber es war auch beim zweiten Mal sehr schön.

Es war mir an diesem Wochenende in besonderem Umfang vergönnt, Obskuritäten des amerikanischen Schilderwahns zu sammeln. Es scheint irgendwie das nationale Sicherheitsgefühl zu verstärken, tausendfach Dinge, die eigenlich dem gesunden Menschenverstand entsprechen, auf Schilder zu drucken und als Vorschriften zu veröffentlichen. Das macht das Leben zwar nicht leichter, aber unterhaltsamer.

Meine Favoriten von diesem Wochenende sind:

- Schild auf Mülleimer: Ihr Kind kann in diesem Mülleimer ertrinken!
- Schild auf Klo in Fastfoodrestaurant: Angestellte MÜSSEN nach dem Klogang hier die Hände waschen
- Schild an 70 Prozent aller Ampeln: Kreuzung nicht blockieren!
- Schilderkombination auf Parkplätzen: Schild 1 "Abschleppzone, 2 Stunden parken zwischen 8am und 6pm", Schild 2 "Abschleppzone, überhaupt kein Parken zu keiner Zeit. Dienstags bis Donnerstag von 4am bis 6am", Schild 3 "Abschleppzone, ausnahme Sonntag". Alles am gleichen Parkplatz. Ausnahme wovon? Vom Parken dürfen? Vom Nichtparkendürfen? Vom Abschleppen? Vom Wahnsinn?
- 15 Schilder im Abstand von 10 Metern an einer Landstrasse. Nächstes Gebäude 150 Meter entfernt. Aufschrift "Kein Parken, zu keiner Zeit. Geparkte Fahrzeuge werden kostenpflichtig entfernt." Sehr sinnvoll, für den Fall, dass jemand in der Wüste parken will.

Ich habe so eine kleine Vision. Wie wäre ein Neuzeit - Robin Hood, der unnütze Schilder klaut und Blechhütten für die Obdachlosen baut? Innen könnte man Kindern lesen beibringen. Es würde ja sehr viel auf den Wänden stehen...

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